Apokalypse in Grün

Heuschrecken (= Nsenene) gehören hierzulande (noch) nicht auf den Speiseplan. Ganz anders in Uganda, wo die Wanderinsekten eine wichtige Proteinquelle lieferen. Der italienische Fotograf Michele Sibiloni (* 1981) hat die Jäger und ihre Beute beobachtet und die nächtliche Jagd zu einem beeindruckenden Fotobuch verdichtet. Beeindruckend, weil die von schwarz und grün dominierten Fotos und das nachtschwarze Layout eine Geschichte erzählen, die man als Mitteleuropäer zunächst nicht versteht. Denn Heuschreckenschwärme gehören zu den zehn alttestamentarischen Plagen und immer wieder hört man, dass sie irgendwo in Afrika ganze Landstriche kahl fressen. Dass umgekehrt die Insekten dabei helfen könnten, die Ernährungssituation der Bevölkerung, zum Beispiel in Uganda, zu verbessern, wird dabei außer Acht gelassen.

Das komplizierte und fragile ökologische System, das hinter dem Heuschrecken-Zyklus steht, wird vom Fotografen nicht näher erklärt, aber man kommt von alleine darauf, dass es zu katastrophalen Folgen führt, wenn man es stört – sei es, weil die Insekten auf der Suche nach Futter immense Schäden verursachen, sei es, weil sie den Menschen beim Ausbleiben der Schwärme als Nahrungsquelle fehlen. Das Buch hinterlässt deshalb ein ungutes Gefühl – auf den ersten Blick spielt es mit der Apokalypse, auf den zweiten weitet sich die Perspektive auf globale Zusammenhänge, eine wahre Zwickmühle. Wie diese zu lösen ist bleibt offen.

Sibiloni ist ein grandios irritierendes Fotobuch gelungen, in dem ein relevantes Thema mit passenden Bildern und einem kongenialen Layout erzählt wird.