Berlin mit Lücken

Der Berliner Fotograf André Kirchner hatte schon immer eine Vorliebe für die fotografische Dokumentation von Stadtlandschaften. Zu seinem 60. Geburtstag erschien ein schlichter, sachlich gestalteter Band mit bislang unveröffentlichten Aufnahmen aus dem Westberlin der achtziger Jahren, also aus einer Zeit, als der Bauboom noch Jahre entfernt war. Vergessene Inschriften, versteckte Hinterhöfe und vor allem pragmatisch-provisorisch bebaute Eckgrundstücke entführen den Betrachter in die Vergangenheit – ohne nostalgisch zu stimmen. Von Romantik keine Spur, eher noch von Kriegsschäden, deren Reparatur in zusammengeschusterten architektonischen Ensembles resultierten. Vor allem auf diese hatte es Kirchner mit seiner Großformatkamera abgesehen. Hinzu kommt als Intermezzo ein Festplatz bei Nacht und eingestreut sind diverse Details. Zuweilen geben Passanten, die an der genau richtigen Stelle stehen oder gehen, das menschliche Maß. Schön sind Kirchners Motive nicht, trotzdem kann man den Blick nicht abwenden…