„Books are the best ending for photography“

„Books are the best ending for photography“ – mit diesem Statement schloss die chinesische Fotografin Zhang Lijie ihren Vortrag über ihre Erfahrungen beim Entstehen ihres Fotobuches Midnight Tweedle vom ersten Entwurf über diverse Wettbewerbs- und Masterclass-Teilnahmen bis nach Göttingen zum Verleger Gerhard Steidl, der es demnächst drucken wird. Zusammen mit ihrer aus Singapur stammenden Kollegin Woong Soak Teng, deren ebenfalls bei Steidl gelandetes Buch Ways to Tie Trees bereits erhältlich ist, sprach Zhang in der Fotogalerie Image im Rahmen der sechsten Ausgabe der Photobookweek Aarhus, die am ersten Oktoberwochenende stattfand.

Das Programm stand erstmals unter einem Oberbegriff (was, so Chefkurator Moritz Neumüller, künftig fortgesetzt werden soll. Dieses Jahr ging es um „Flatness“, wozu insbesondere die Ausstellung New Topographics aus dem Jahr 1975 in mehreren Punkten diskutiert wurde. So beispielsweise in Bezug auf ihren Einfluss auf dänische Künstler; exemplarisch hatte Anne Elisabeth Toft die Zusammenarbeit von Willy Ørskov und Grethe Grathwol vorgestellt. Reinhard Matz sprach über die Wirkung der New Topographics auf die Fotoszene der 1980er-Jahre in Deutschland und im ARoS, dem Kunstmuseum Aarhus, war eine Ausstellung New Topographics in Photobooks zu sehen, auch diese mit besonderem Schwerpunkt auf Deutschland. Lasse Krog Møller zeigte dort seine Künstlerbücher in einer weiteren Ausstellung.

Großartig waren die drei Vorträge über Fotobücher aus Schweden (Niclas Östlind), Chile (Luis Weinstein und Tatiana Sardá) und über Fotobücher, deren äußere Form sehr ungewöhnlich ist, womit sie entweder kongenial zum Inhalt passen oder genau das Gegenteil der Fall ist (Jose Luis Neves). Zu den formal ungewöhnlichen und perfekt passenden Beispielen gehört jetzt auch das Buch An Essay on the Concave City Corner von Stijn van der Linden, dem letztjährigen Gewinner des damals erstmals von der PWA ausgelobten Wettbewerbs für unveröffentliche Fotobücher (der nächste Award folgt 2020). Das Buch ist rechtzeitig fertig geworden und wurde in besonderer Weise vorgestellt, nämlich mit einem von Jesper Rasmussen und van der Linden gemeinsam als Performance organisierter Stadtrundgang von der Architekturschule zur Stadtbibliothek. Auch Aarhus hat schöne Häuserecken zu bieten… (eine Rezension des Buches folgt).

Die einleitende „Keynote Speech“ oblag dieses Mal der russischen Kuratorin Irina Chmyreva, die insbesondere von „Artist´s Photobooks“ sprach. Diese Bücher halten in der Tat den Betrieb von Festivals, Awards und Workshops am Laufen. Aber Fotobücher wurden und werden selbstverständlich nicht nur zum Erzählen von Geschichten oder zum Vermitteln von künstlerischen Standpunkten gedruckt, sondern auch für Zwecke der Propaganda, als Städte- oder Länderporträts, als Lehr- und Sachbücher oder zur Selbstdarstellung von Firmen. Von daher gefällt mir die eingangs zitierte Aussage von Zhang Lijie wegen ihres universelleren Charakters besser.

Das Festival war einmal mehr sehr gut organisiert, fand dieses Jahr deutlich mehr Zuspruch beim Publikum und bestach durch die durchweg hohe Qualität der Vorträge, Talks und Ausstellungen.

Fotos TW (16), Ruth Lahrmann (2)