Bühnen des Verborgenen

Für Kostas Maros öffneten sich Schweizer Türen

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Die Verpackung passt perfekt zum Thema: ein dunkelgrau-opaker Plastikschuber gibt nur eine Ahnung von dem, was auf dem Einband zu sehen ist, nämlich das Bild einer Kaverne in einem hochalpinen Labor. Fotograf Kostas Maros (Jg. 1980) stellt in seinem Buch (überwiegend innen liegende) Schweizer Orte vor, die man normalerweise nicht betreten und sehen kann: Arbeitsräume von Forschungseinrichtungen oder Handwerkern, das Bettenmagazin eines Krankenhauses, die teuerste Suite eines Hotels, einen Halal-Schlachthof, das Bundeshaus in Bern, einen Theaterfundus, skurrile Privatsammlungen, eine Pilzzucht, den Darkroom von Erotik-Dienstleistern, aber auch den Platz eines Goldsuchers an einem Bergbach. Die Orte wurden sorgfältig auf ihre Bildwürdigkeit ausgewählt und dann nüchtern und technisch brillant in eher verhaltener Farbigkeit mit dem Weitwinkel dokumentiert. Einzelne Elemente wie Avatar-Puppen, Holzbeine, Fleischklumpen oder Regale voller Schuhe oder Bilderrahmenleisten geben surreale bis komische Andeutungen auf das, was sich dort abspielen mag. Die Aufnahmen sind durchweg menschenleer, der Blick ist auf besondere Räume konzentriert, die als Bühnen des Verborgenen inszeniert wurden.

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Für die Erlangung der Zugänge nötig war es, mit dort tätigen Menschen in Kontakt zu treten. An jedem der 25 Orte porträtierte Maros einen oder zwei davon vor neutralem Hintergrund mit einem Attribut, was als Suchspiel – wer gehört zu welcher Location? – präsentiert wird (mit Auflösung am Ende). Eine nette Idee, die Leute so zu verewigen und ihnen damit Dank abzustatten, aber verzichtbar, denn dieses Ratespiel unterbricht, jedenfalls in seiner Platzierung mitten im Buch, als unwillkommene Pause die Konzentration auf die Arrangements. Die Bildstrecke ist im Übrigen durch auf graues Papier gedruckte Textpassagen gegliedert, in denen sich die Kunsthistorikerin und Kuratorin Catherine Iselin Gedanken zur fotografischen Darstellung des Verborgenen macht. Musste nicht sein, denn die faszinierenden, zu Recht preisgekrönten Bilder von Maros wirken auch ohne theoretische Einweisung.

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  • Titel: Hidden
  • Untertitel: Verborgene Orte in der Schweiz
  • Bildautor: Kostas Maros
  • Textautor: Catherine Iselin
  • Herausgeber: Catherine Iselin
  • Gestalter: Valentin Pauwels
  • Verlag: Christoph Merian Verlag
  • Verlagsort: Base
  • Erscheinungsjahr: 2018
  • Sprache: deutsch
  • Format: 26,3 x 26,3 cm
  • Seitenzahl: 192
  • Bindung: Illustriertes Hardcover, Plastikschuber
  • Preis: 48 Euro
  • ISBN: 978-3-85616-870-4

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