Das Bauhaus lebt …

Mit dem Bauhaus wird man auf ewig bestimmte Vorstellungen von Avantgarde und Experimentierfreude verbinden. Das Bauhaus ist längst Geschichte, aber es wirkt noch immer nach. Der Architekturfotograf Swen Bernitz hat sich mit der legendären Ausbildungsstätte insofern auseinandergesetzt, indem er künstlerische Ideen von damals in das Heute übernahm und dies am Beispiel der Gebäude des Bauhauses Dessau vorführt. Es geht also um ungewöhnliche, expressive Architekturdarstellungen in Spiegelungen, Doppelungen, Mehrfachbelichtungen, Verschiebungen, Umkehrungen und anderen Manipulationen im Sinne einer Verfremdung unter gleichzeitiger Konzentration der erkennbar gebliebenen Motive auf ihren Kern als Inkunabeln des Neuen Bauens. Das mag respektlos oder um ein Menschenalter verspätet erscheinen. Aber das ist es nicht, arbeitet Bernitz doch konsequent am Ausloten der heutigen digitalen Möglichkeiten, die Meister wie Moholy-Nagy, Feininger oder Kandinsky im Analogen eröffnet haben. Das von Bernitz im Eigenverlag produzierte, von Gaston Isoz in zeitloser Sachlichkeit gestaltete Buch versammelt seine konsequent in Schwarzweiß gehaltenen, bei mehreren Wettbewerben ausgezeichnete Arbeiten in vier Kapiteln, denen jeweils ein kurzer erläuternder Text vorangestellt wurde. Man merkt dem Band an, wie tief sich der Autor in die Bauhaus-Zeit vertieft hat und wieviel Freude er mit dieser Fingerübung hatte, die zugleich beweist, dass er neben der Erfüllung der seiner alltäglichen Auftragspflichten gestalterisch und technisch auch noch etwas anderes zu bieten hat.