Die Wüste lebt?

Sabine Haubitz und Stefanie Zoche arbeiten seit 1998 gemeinsam. Als Ergebnis mehrerer Reisen nach Ägypten entstand die Serie „Sinai Hotels“. Die Bilder variieren die immergleichen Bestandteile: steinige, beige Wüstenstreifen, karge, felsige, unbewaldete Gebirgszüge, einen ewig blauen Himmel, zuweilen den Meeresspiegel, selten pflanzliche Grüntöne, nicht zuletzt diverse Zivilisationsspuren. Das sind Straßen, Schilder, leere Swimmingpools und vor allem leere, graue Stahlbetonskelette, aus denen einmal Hotels werden sollten. Wie verendete Tiere liegen die aufgegebenen Investitionen in der gleißenden Sonne.

Haubitz & Zoche bedienen sich nicht nur der Standards der Dokumentationskunst à la Bernd und Hilla Becher, sondern auch und vor allem der reichen Tradition der Reisefotografie des 19.Jahrhunderts. Tempel, Pyramiden und andere Relikte der antiken Kultur wurden unter schwierigsten Bedingungen abgelichtet. Einwohner und Mitreisende wurden als menschlicher Maßstab mit ins Bild gebeten. In ihrer Leere und Konzentration auf die Bauwerke sind die Aufnahmen der Kamerapioniere nicht weit von denen der beiden Münchner Künstlerinnen entfernt.

„Sinai Hotels“ beginnt mit einer Bildstrecke, die nur Wüste zeigt. Der Prolog endet mit dem ersten Hotelgerippe an einem Strand, an dem ein einsamer Badegast und ein Kamel die Staffage bilden. Menschen kommen mit zwei weiteren Ausnahmen in Haubitz & Zoches weiträumigen Arrangements nicht vor, was den irrealen Charakter der Serie unterstreicht. Neben den distanzierten Panoramaansichten gibt eine Strecke mit Nahaufnahmen einen Blick in die Innenstruktur der verhinderten Hotelpaläste frei. Andere, auch freundlichere Perspektiven als die beiden genannten gibt es nicht, was die konzeptuelle Strenge der Serie erhöht. Am Ende bleibt die Gewissheit, dass sich die Natur die grotesken, in die Wüste geklotzten Monumentalbauten zurückerobern wird; ob die Hotelruinen in zwei, drei Jahrtausenden als Weltkulturerbe gelten werden wie die Pyramiden heute, darf in jeder Hinsicht bezweifelt werden.