Ein aktuelles Protestbuch

Fridays for Future hat uns deutlich gezeigt, das wir die Welt nur geliehen haben und sie nicht verschleißen dürfen – ein „Weiter so“ darf es nicht geben. Andrea Baumgartl (* 1965)hat etliche der von Schülern organisierten Demonstrationen mit der Kamera begleitet und aus den entstandenen Fotos ein Buch gemacht, das in der besten Tradition des „Protest Books“ steht. Bei dieser Gattung des Fotobuchs gehört(e) das Dokumentieren der Slogans auf Wänden, Plakaten und Schildern schon immer zu den wichtigsten Sujets (zum Beispiel erschienen zu den Ereignissen in Paris 1968 einige Fotobücher speziell zu den Parolen und Graffitis). Die zweite wichtige Motivgruppe war und ist das Fotografieren von Demonstranten und Polizisten in Aktion. Baumgartls Buch setzt nicht einzelnen Personen oder Personengruppen ein Denkmal, sondern den Sorgen und Forderungen der Teilnehmenden. Die Dokumentation der selbstgemalten und gebastelten Protestschilder erlaubt auch den Zuhausegebliebenen einen Eindruck zu gewinnen von der Kreativität der jungen Leute; das Buch hält Flüchtiges fest. Konkrete Daten zu den einzelnen Demonstrationen fehlen – die Serie steht nicht für das Spezielle, sondern für das Allgemeine.

Fotografisch und gestalterisch ist das Buch schlicht und unaufwändig gemacht, es ist kein großes „Coffee Table Book“. Es werden nur Hochformate gezeigt, die mal einzeln, mal doppelseitig kombiniert, mit schmalen weißen Rändern versehen sind. Das Buch verströmt einen intensiven Geruch nach Druckfarbe, die aber, so steht es im Impressum, nach „umweltfreundlichen und ressourcenschonenden Kriterien ausgewählt“ wurde wie auch das Papier. Und die leider unvermeidliche Plastikfolie zum Einschweißen des fertigen Buches sei gegenüber einer Verpackung in Pergamin- oder Seidenpapier mit geringerem Verbrauch an Wasser und Energie verbunden gewesen. Das Oberthema wurde also in produktionstechnischer Hinsicht ernst genommen, auch wenn das Buch nicht im grauen Ökolook der 1980er-Jahre daherkommt. Es bleibt zu hoffen, dass Baumgartels Band dazu beitragen wird, Fridays for Future Nachhaltigkeit zu verschaffen!