Ein Künstler als Jugend-Arbeiter

Tobias Zielony, Story/No Story

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Tobias Zielony (Jg. 1973) beschäftigt sich abseits von Zeitgeist und Mode mit Jugendkultur. Er fotografiert vorzugsweise nachts, wenn der biedere Bürger schläft, die Jugendlichen sich aber irgendwo unruhig herumtreiben, auf der Suche nach… Nach was eigentlich? Zielony ist Fotokünstler, kein Sozialarbeiter. Er beschreibt seine Protagonisten (und deren urbanes Umfeld) in eindringlichen, zuweilen rätselhaften Bildern, aus denen man Einsamkeit und Verlorenheit, Wünsche und Fragen herauslesen kann. Bei Zielony wird zwar inszeniert, aber nicht posiert oder gelächelt. Man merkt, dass die Jugendlichen ihre Geschichten haben, aber man kommt nicht an sie heran, wird aber auch nicht zum Voyeur. Es überrascht, dass Zielony diese melancholische Distanz vor 10 Jahren in Großbritannien nicht anders begegnete als 2010 in Neapel.

Schon seit Längerem war dieses nachdenklich machende Buch angekündigt, eine dazu ausgerichtete Ausstellung fand Ende 2008 in Braunschweig statt. Hat sich das Warten gelohnt? Ja, vor allem, wenn man die Zielonys genau beobachteten Serien noch nicht kannte. Zielony hat in Leipzig studiert und als Abschlussarbeit ein Buch in einer Kleinstauflage vorgelegt (Behind the Block, 2004). Schon darin waren Bilder aus Bristol, Newport, Halle-Neustadt und Marseille enthalten, die in Story/No story wiederkehren. Auch die folgende Projekte The Cast (2007) und Trona (2008) wurden bereits als kleine Bücher veröffentlicht. Zu den Reprisen kommen ganz neue Arbeiten; Story/No Story ist als Sammelband zu Zielonys großem Thema angelegt. Wie der Fotograf mit zunehmendem Altersabstand mit dieser Art der Jugend-Arbeit weitermachen kann, bleibt abzuwarten. Wird seine Glaubwürdigkeit leiden, wird er mehr von sich selbst offenbaren, wird er ins Seichte abgleiten, wird er gar ein zynischer Modefotograf?

 

  • Titel: Story/No Story
  • Untertitel: 
  • Bildautor: Tobias Zielony
  • Textautor: Gespräch zwischen dem Künstler und Christian Petzold
  • Herausgeber: Maik Schlüter, Florian Waldvogel, Jan Wenzel
  • Gestalter: Markus Dreßen (Spector)
  • Verlag: Hatje Cantz
  • Verlagsort: Ostfildern
  • Erscheinungsjahr: 2010
  • Sprache: deutsch, englisch
  • Format: 
  • Seitenzahl: 215
  • Bindung: Softcover mit illustriertem Schutzumschlag
  • Preis: 39,80 Euro
  • ISBN: 978-3-7757-2284-1

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