Thomas Struths Museumsfotos

Der zweite Aufguß

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1993 erschien das Buch, das Thomas Struth den internationalen Druchbruch brachte: „Museum Photographs“, großformatig, Leinen mit Schutzumschlag, mit einem einleitenden Text von Hans Belting und lediglich 17 farbigen Abbildungen, die Menschen in (Kunst-)Museen zeigten. 2005 erschien das Buch unter gleichem Titel erneut, in neuem Layout, auf jetzt 50 Farbtafeln erweitert, Beltings Text den Bildern nun nachgeordnet und durch zwei weitere Aufsätze ergänzt. Vergleicht man die beiden Versionen des Bandes, kommt man schnell zum Ergebnis, dass es jetzt zwar wieder verfügbar ist, aber um den Preis, dass das Konzept einer stringenten Serie beinahe magischer Innenaufnahmen zum Verhältnis Mensch und Kunst ziemlich verwässert wurde. Nun tauchen unmotiviert Sammler mit ihren Bildern auf, sogar bevölkerte Kirchenräume und auch Kirchenfassaden mit Staffage werden gezeigt. Das Titelmotiv offeriert gar eine duellartige Zuspitzung zwischen Besucher und Kunstwerk – hat sich in den letzten 12 Jahren das Verhältnis zwischen Mensch und Kunst so stark zu Lasten der Kunst banalisiert, dass man auf die symbiotische Atmosphäre, die Struths ursprüngliche Serie auszeichnet, gar nicht mehr stösst? Oder ist Struth das Gespür für die eigenen Werke verloren gegangen? Weniger wäre mehr gewesen, ein einfacher Reprint der Ausgabe von 1993 nämlich. Struths neue, den geschlossenen Charakter der alten Serie sprengenden Museumsfotos sind auch an anderen Stellen zugänglich – und sie sind dort auch besser aufgehoben.

  • Titel: Museum Photographs
  • Untertitel: 
  • Bildautor: Thomas Struth
  • Textautor: Hans Belting
  • Herausgeber: 
  • Gestalter: 
  • Verlag: Schirmer Mosel
  • Verlagsort: München
  • Erscheinungsjahr: 2005
  • Sprache: deutsch
  • Format: 
  • Seitenzahl: 144
  • Bindung: Hardcover mit Schutzumschlag
  • Preis: 68 Euro
  • ISBN: 3829601077

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