„Es lebe der proletarische Internationalismus!“

In einem typisch unbunten Farbton sind die Fotos gehalten, die im neuen Buch von Harald Hauswald (* 1956) versammelt sind. Zu sehen sind Alltagsbeobachtungen aus den letzten Jahren der DDR. Nostalgie kommt nicht auf, eher Verblüffung beim Anblick eines selbst bei Sonnenschein bei Hauswald immer etwas düster wirkenden Landes, in dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Die Bilder sind nicht spektakulär, eher stimmungsvoll, zuweilen anektodisch, und die Zusammenstellung zum Buch potenziert Hauswalds Straßenfotografie zu einem eigenwilligen Portrait der DDR.

Das Buch ist betont schlicht gestaltet, hin und wieder wird der Fluss der mit breitem weißen Rand versehenen, überwiegend querformatigen Fotos von einer randlosen Ein-Bild-Doppelseite unterbrochen. Zum Ende hin werden die (jetzt auch häufiger datierten) Bilder neuer – es geht auf 1989/90 zu. Es mischen sich Punker und Protestierende unter die Dargestellten. Das Frontispiz zeigt ein verblasstes SED-Emblem, das erste Motiv des Bildteils zeigt einen „Solidaritätsbasar auf dem Alexanderplatz“, das letzte eine Reihe von Werbetafeln für West-Zeitschriften vor einer unrestaurierten Ost-Fassade. Als ob das nicht schon ein passender Schluss gewesen wäre, ist auf der letzten Seite ein eingemauerter Trabi mit Schaufensterpuppe als Insassin zu finden. Eine Pointe zuviel… Die typografisch biedere Umschlaggestaltung nimmt dem Buch viel von seinem Reiz. Oder anders: Wenn man den Band trotz des Umschlags zur Hand nimmt, überraschen doch Hauswalds Bilder.

PS Dem Verlag ist sehr zu wünschen, dass er sein in Sachen Fotografie aus und über die DDR sehr engagiertes Programm trotz des Verlustes eines Teils seines Lagers durch einen Großbrand (FAZ 24.4.2013) fortsetzen kann.