Gabelstapler im Fotobuch?

Der Fotograf Bart Sorgedrager (* 1959) ist bekannt für seine exquisiten „Company Books“, die er im Auftrag von Unternehmen, die sich eine nachhaltige, dauerhafte Wirkung entfaltende Festschrift oder Dokumentation wünschen, konzipiert, fotografiert und gestaltet. Sorgedrager versucht dabei, der insbesondere in den Niederlanden großen Tradition des Firmenbuches neue Facetten abzugewinnen und dabei dem Selbstdarstellungsbedürfnis der Auftraggeber genauso gerecht zu werden wie eine zeitlos-präzise Form für Bilder, Design, Typographie und Ausstattung zu finden.

Hier geht es um einen Betrieb, der Gabelstapler herstellt, genauer: hergestellt hat. Denn der Anlass für das Buch war ein trauriger, denn die Produktion endete zum 1.3.2013, weil die Produktion nach Finnland und China verlagert werden soll. Zum Abschied gönnte sich der niederländische Zweig eines global agierenden Konzerns dieses Buch, das von einem Vorwort des aus Japan stammenden Chefs eingeleitet wird. Die Bildstrecke beginnt mit Außenaufnahmen des Betriebs, dann folgt der Fotograf der Produktion vom Chassis bis zum fertigen Gabelstapler, es wird ein Blick in das Ersatzteillager geworfen und schließlich werden alle zuletzt beschäftigen Mitarbeiter im Bild vorgestellt. Als Abschluss dient eine Chronologie des Werks vom ersten bis zum letzten Tag.

Das gar nicht so große Buch ist dabei wie ein technisches Manual gestaltet, ein Griffregister teilt die einzelnen Kapitel. Die auf roten oder blauen Karton gedruckten Registerseiten sind jeweils mit einem passenden Stillleben versehen. Die Bilder wurden sorgfältig ausgesucht und wohl dosiert eingesetzt. Selbstverständlich ist die Gestaltungs- und Wiedergabequalität der farbigen Aufnahmen außerordentlich gut. Die Identifizierung der in kleinen Schwarzweißportraits verewigten, aus 37 Ländern stammenden Mitarbeiter (einschließlich des Chefs) gelingt über transparente Seiten, die mit den Namen von A-Z bedruckt sind – eine überzeugende Idee, Bild und Text zusammenzubringen.

Dieses Firmenportrait ist nicht im Handel zu haben. Es wurden nur 500 Exemplare hergestellt und es ist anzunehmen, dass diese zur Erinnerung an die 441 Mitarbeiter verschenkt worden sind. Es bleibt zu wünschen, dass es mehr Firmen gäbe, die sich (nicht nur zu ihrem bevorstehenden Ende!) für diese Form der Nachhaltigkeit entschließen würden: Die Gabelstaplerfirma ist weg, es bleibt dieser handfeste, wundervoll gestaltete und in seiner Retrosachlichkeit keinesfalls überkandidelte Band.

Das gedruckte Fotobuch ist noch nach lange nicht am Ende seiner Möglichkeiten. Ein Beweis dafür ist dieses elegant die Tradition des Genres aktualisierende „Company Book“ über die eigentlich nicht so spannende Produktion von Gabelstaplern.