Andreas Gursky ist der Superstar der fotografierenden Künstler Deutschlands, wer möchte das bezweifeln. Ist es Selbstironie oder Statusdenken, dass sein neuestes Buch mit einem goldenen Einband ausgestattet wurde? Die Zahlenkolonnen auf dem den Glanz verhüllenden Schutzumschlag – das Motiv heißt „Frankfurt“ – erinnern an die Anzeigetafeln in einer Börse, gehören aber zu einem Flughafen. Die Ausrichtung Gurskys ist so oder so international und die Nachrichten über die (bislang wohl immer nur steigenden) Preise seiner Großformate gehören zu den Indikatoren für die Gesundheit des Kunstmarktes.
Das Buch begleitet eine Ausstellung im Kunstmuseum Basel und enthält überwiegend neuere Arbeiten, deren Kennzeichen es ist, dass unübersehbare Massen ornamental gebändigt werden. Das können Menschen im Stadion, in der Firma, in der Disco oder beim Sport sein, Steine der Cheopspyramide oder die Kurven einer Autorennstrecke. Das Buch präsentiert immer eine Arbeit pro Doppelseite; am Ende gibt es ein nach den Bildtiteln (und nicht nach den Seitenzahlen) geordnetes Verzeichnis. Die Texte zum Werk des Fotokünstlers und der übliche bio-bibliografische Anhang sind zum leichteren Auffinden auf dünneres, mit einem hellbraunen Fond versehenes Papier gedruckt. Beate Söntgen versucht in ihrem Aufsatz, Gurskys Serie „Boxenstopp“ in die Tradition der Kunst des 19. Jahrhunderts zu stellen – ein erhellender Beitrag der Kunstgeschichte zur Darstellung von Ereignis und Bewegung am Beispiel Gursky.
Es fällt auf, dass auch dieses Gursky-Buch außer dem Namen des Künstlers keinen weiteren Titel trägt; abgesehen von eventuellen Zusätzen zu einer zeitlichen Einordnung und mit Ausnahme zweier Bände aus dem Jahr 1995 („Bilder“ und „Montparnasse“) war das bei allen wichtigen Katalogen und Monografien schon so; Andreas Gursky als Titel reicht. Der Fotokünstler ist ein Markenzeichen geworden, man weiß, was man unter dieser Marke erwarten darf und wird auch dieses Mal nicht enttäuscht.
Titel: Andreas Gursky
Bildautor: Andreas Gursky
Textautor: Bernhard Mendes Bürgi, Beate Söntgen, Nina Zimmer