
Robert Weingarten richtete seine Kamera an jeden Morgen im Jahr 2003 immer genau um 6 Uhr 30 auf den immer gleichen Landschaftsausschnitt: Trotz der vielen Fotos kann man nur erahnen, dass es sich um einen Blick über eine Meeresbucht handelt. In der Ferne zeichnet sich schemenhaft ein Ufer mit einigen Häusern ab, aus deren Fenstern Licht schimmert. Wolken, Farben und Stimmungen wechseln Tag für Tag, die Kamera – aufgebaut in Weingartens Wohnhaus in Malibu – registrierte dies mit gleichbleibender Präzision auf Diafilm und in einem quadratischen Format.
Es gibt Vorbilder: Etwa die Impressionisten (Monet), Weingarten nennt selbst „Equivalents“, eine Serie aus Wolkenaufnahmen von Alfred Stieglitz, und zufügen möchte man den Konzeptkünstler Sol LeWitt. Gleichwohl schuf der Fotograf eine eigenständige Serie über die Relativität der Wahrnehmung. Weingarten beweist etwas eindrucksvoll, was man eigentlich gar nicht beweisen muss, dass nämlich in der Natur trotz standardisierten Beobachtungsbedingungen Tag für Tag vollkommen andere Bilder entstehen. Das Experiment führte nicht zu trockenen Statements und philosophischen Höhenflügen, sondern zu einer Serie atemberaubend schöner Farbbilder zwischen Nebelgrau und Sonnenglutrot. Der immer gleiche Landschaftsausschnitt nimmt in Weingartens Buch den Charakter eines sehr intimen Stilllebens an, dessen Variation die Natur selbst übernommen hat
- Titel: 6:30 AM
- Untertitel:
- Bildautor: Robert Weingarten
- Textautor: Garrett White
- Herausgeber:
- Gestalter:
- Verlag: Hatje Cantz
- Verlagsort: Ostfildern
- Erscheinungsjahr: 2005
- Sprache: englisch
- Format:
- Seitenzahl: 120
- Bindung: Leinen, Schutzumschlag
- Preis: 45 Euro
- ISBN: 377571572X