Einkaufen leicht gemacht

Wem sind sie noch nicht aufgefallen, die Einkaufswagen, die nicht zurückgebracht wurden, sondern die irgendwo im Umfeld von Supermärkten einfach stehen blieben. Der Schweizer Fotograf Luca Ellena hat dieser skurrilen, temporär vorkommenden Staffage des Stadtraums Beachtung geschenkt und deplatzierte Einkaufswagen in Berlin fotografiert. Die Bilder sind menschenleer und wirken sowohl einzeln als auch als Serie, wobei keine Typologie der rollenden Einkaufshelfer aus Drahtgeflecht beabsichtigt war. Dafür spielte die Interaktion der Objekte mit dem urbanen Ambiente für den Fotograf eine große Rolle, zuweilen auch die temporär zweckentfremdete Nutzung der Wagen, in denen sich Verpackungen, Müll, Laub oder andere Gegenstände befanden. Die gefundenen Motive changieren dabei zwischen surrealer Poesie und sachlicher Skulpturendokumentation, taugen sowohl als Großformat für die Wand von Ellenas Baseler Galerie als auch für ein unterhaltsames Fotobuch. Manche Bilder erzählen dabei Geschichten vom Verlassensein, von Unfällen, kriminellen Handlungen (mit der Polizei im Hintergrund) oder anderen Ereignissen aus dem geheimnisvollen, verborgenen Leben der Transportgeräte. Immerhin geht es um eine vom Aussterben bedrohte Spezies der analogen Warenwirtschaft…

Trotz allem: Das Buch ist nicht mehr als eine Sammlung schöner Motive, insgesamt wird keine Geschichte erzählt, auch wenn ein die Bildstrecke unterbrechende Essay der Historie des Einkaufswagens gewidmet ist. Irgendwie wirkt die Arbeit von Ellena unfertig. Vielleicht liegt das auch ein wenig an der Gestaltung (Einband in zwar griffiger, aber billig wirkender Leinenstrukturpappe [Linson], Vorsätze bleu, der Essay steht auf einem rosa Fond, der zwar den Farbton aus einem der Bilder aufnimmt, trotzdem aber an das von Metzgern verwendete Einwickelpapier erinnert). Stephen Gill hatte 2004 eine glücklichere Hand, als er acht thematisch zusammenpassende Serien von wiederkehrenden städtischen Motiven, darunter auch ältere Damen mit Einkaufstrolleys („Trolley Portraits“), unter dem Titel A book of field studies zu einem in seiner Lockerheit überzeugenden, durch die Verwendung eines tarngrünen Farbtons zusammengeschlossenen Kaleidoskop urbanen Lebens verband – und mit diesem Buch seine Weltkarriere startete.