
Steffen Junghans gehört zu den Absolventen der Leipziger Schule. Nicht zu den derzeit weltweit Furore machenden Malern, sondern zu den unter diesem Etikett hoffentlich ein wenig Rückenwind verspürenden Fotografen. Die Hochschule für Graphik und Buchkunst in Leipzig war in der DDR die wichtigste Ausbildungsstätte für künstlerische Fotografie und hat ihre Bedeutung auch in den gewendeten Zeiten behaupten können.
Junghans erhielt für sein 2001 erschienenes, zusammen mit Andrea Seppi erarbeitetes Buch „JVA“ beim Wettbewerb um das schönste neu erschienene Buch Deutschlands eine Anerkennung. Trotz feinsten Drucks und gediegenster Ausstattung wird dies wird für das neue Buch „Kapitulation“ sicherlich nicht passieren, denn es handelt sich nicht um ein thematisch geschlossenes Werk, sondern um einen Ausstellungskatalog, dessen Aufgabe es eben ist, eine Ausstellung zum Schaffen des Fotografen in all ihren Facetten zu dokumentieren. Junghans hat die jeweils auf einigen Seiten vorgestellten Werkgruppen chronologisch von 2006 bis 1995 zurückreichend geordnet. Eine Veränderung seiner Sujets von strengen Architekturen hin zu spartanischen Inszenierungen mit Schuhen oder distanziert wirkenden Personen wird deutlich, aber auch, dass Junghans die Farben seiner Bilder souverän im Griff hat. Wärme (Mitropa, 1995), überwiegend jedoch Kälte wird über eine entsprechende Skala vermittelt. Labors für Forschung und Anatomie, gekachelte Arbeitsräume, Gefängnismauern bieten die passenden Motive zum visuellen Frösteln. Kapitulieren muss man vor dieser schier unmenschlichen Kälte nicht, dazu ist der künstliche, kalkulierte Charakter von Junghans’ eindrucksvollen Arbeiten allzu offensichtlich.
- Titel: Kapitulation - Fotografien
- Untertitel:
- Bildautor: Steffen Junghans
- Textautor:
- Herausgeber: Erik Schönenberg, Torsten Reiter
- Gestalter:
- Verlag: Kerber
- Verlagsort: Bielefeld
- Erscheinungsjahr: 2006
- Sprache:
- Format:
- Seitenzahl: 84
- Bindung: Hardcover
- Preis: 25 Euro
- ISBN: 3866780443