
Michael Reisch (* 1964) gehört zur letzten Generation der Schüler Bernd Bechers und damit zu den Enkeln der New Topographics. Reisch bearbeitet Realfotos am Computer so, dass Irritationen entstehen. Die Landschaften wirken aufgeräumt und trotz ihres Detailreichtums nicht mehr natürlich, denn sie sind beinahe frei von jeglichen Zivilisationsspuren: Wiesen ohne Zäune, Panoramen ohne Wege und Stege. Häuser und Telegrafenmasten fehlen genauso wie Lebewesen, sieht man einmal von dem satt grünen Vegetation ab. Bestimmte Strukturen sind freilich menschlichen Ursprungs, hier gibt es einen Acker, dort eine Reihe von Bäumen oder eine Freifläche, die ohne Eingriffe schon längst überwuchert wäre. Hat man sich schon so an den Konsum von Natur und Landschaft gewöhnt, dass Bilder ohne die primäre Merkmale menschlicher Anwesenheit so irritierend wirken? Reischs Bilder sind auf den ersten Blick perfekt und schön, auf den zweiten vielleicht erschreckender als die bloße Darstellung verwundeter Landschaften mit Skiliften, Müllkippen oder Neubaughettos. Der subtil arbeitende Fotograf hat die Wunden geheilt, leider nur am Computer…
In einer zweiten Serie hat sich Reisch mit Architekturen beschäftigt; auch diese Motive hat der Künstler am Bildschirm aufgeräumt. Die Bauten wirken wie groteske Skulpturen, die um ein paar Stockwerke zu hohen Hochhäuser abweisend. Wer soll, wer kann dort wohnen?
- Titel: Michael Reisch
- Untertitel:
- Bildautor: Michael Reisch
- Textautor: Rolf Hengsbach, Martin Hochleitner, Ulrich Pohlmann
- Herausgeber:
- Gestalter:
- Verlag: Hatje Cantz
- Verlagsort: Ostfildern
- Erscheinungsjahr: 2006
- Sprache: deutsch, englisch
- Format:
- Seitenzahl: 124
- Bindung: Hardcover
- Preis: 35 Euro
- ISBN: 3775718486