Von Gletschern, Bergen und Salzwüsten

Berge und Gletscher faszinieren. Wenn man nur nicht hinfahren müsste… Abhilfe schafft der Blick ins gute Buch.

Silberschicht (2008), der nach Hochland (2001) und Weltraum (2004) dritte Teil von Guido Baselgias Erkundung ursprünglicher Formen der Erdoberfläche spielt nicht mehr in den Schweizer Alpen oder im Nordpolargebiet, sondern in einer Salzwüste in den Anden. Abstraktion ist Trumpf, selbstverständlich schwarzweiß und analog mit der Plattenkamera fotografiert und im Original auf Barytpapier vergrößert, denn das gehört zum Konzept. 2004 war das noch keiner Notiz wert, so ändern sich die Zeiten auch für Fine-Art-Printer aus der Generation von Alfred Ehrhardts Enkeln.

Olaf Otto Becker fotografierte an der eisigen Küste Grönlands. Die Reihe der eindrucksvollen Landschaften in ihrer delikaten Farbigkeit wird von Aufnahmen von deutlich als bewohnt erkennbaren Häusern unterbrochen. Es gibt sogar eine Doppelseite mit zwei bläulich-kalten Interieurs, die in einem gewissen Kontrast zu der rauhen Umwelt stehen: Kultur (Klavier, Computer, Gummistiefel) kontra Eis- und Felsformationen und weite Wasserflächen. Die Zeichen der Zivilisation geben den menschliche Maßstab an wie bei Caspar David Friedrichs „Mönch am Meer“ oder bei dessen gekenterten Schiff im „Eismeer“: wie lange noch werden wir solch erhabene Gletschernatur sehen können?

Wer diesen Aspekt vertiefen möchte und die „Weite des Eises“ sowohl geschichtlich als auch in weiteren künstlerischen Annäherungen behandelt sehen möchte, ist mit dem gleichnamigen Katalogbuch gut beraten, das neben historischem Bildmaterial u.a. Arbeiten von Olafur Eliasson, Walter Niedermayr, Darren Almond und mehreren Pionierfotografen vorstellt. Die Texte handeln sowohl von den Mühen früher Expeditionen als auch von den Höhenflügen künstlerischer Konzepte.

Die drei Bücher reichen allemal für eine schöne Sehreise, einen Nachmittag oder länger, gemütlich auf dem Sofa…