Linea di Confine

Ein fototopografisches Projekt in Italien

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Dass Fotografie einer Region bei der Vergewisserung der eigenen Identität dienen kann, zeigen verschiedentlich realisierte topografisch-dokumentarische Projekte. Grundmuster ist, dass man Fotografinnen und Fotografen einlädt, sich ein Bild von einer Stadt, einer Landschaft, zu machen und erhält als Gegenleistung ein künstlerisch gefiltertes, auf lichtempfindliches Material fixiertes Abbild zurück, dass je nach Interessen und Sensibilisierung der Künstler diesen oder jenen Aspekt herausarbeitet.

Unter dem Titel „Linea di Confine“ (Grenzlinie) wird diese Praxis seit 1990 in Rubiera bei Modena in der Region Emilia Romagna gepflegt. Der Name leitet sich von der alten Römerstraße ab, deren moderne Nachfolger als schnurgerade Autobahntrasse das Land durchschneidet. Die Organisation Linea di Confine hatte anfangs Fotografen-Workshops organisiert („Laborio di Fotografia“), später auch gezielt Themen zur Bearbeitung vergeben. Ergebnis waren keine bildjournalistischen Essays, sondern persönliche Stellungnahmen zu Land, Landschaft, Architektur und Einwohnern. Der Blick der Außenstehenden spiegelte für die Einheimischen das Alltägliche, rückte das Gewohnte in ein ganz neues Licht. Zudem sind die entstandenen Arbeiten aufgrund ihrer Qualität auch für die überregionale Szene so interessant geworden, dass man sie gern auch anderswo ausstellt. Die in und um Rubiera entstandenen Publikationen sind zu gefragten Sammlerstücken werden. Letztlich profitieren alle Beteiligten davon: die Fotografen, die Kunstvermittler, die Veranstalter und die Bevölkerung vor Ort.

Eine Ausstellung im Fotomuseum Winterthur gab Gelegenheit, sich mit einigen der von namhaften Fotografen für Linea di Confine realisierten Projekten näher zu beschäftigen. Das Buch zur Ausstellung stellt die italienische Organisation und deren Konzept in drei Texten vor und enthält Ausschnitte von Arbeiten von Marina Ballo Charmet , Lewis Baltz, Olivo Barbieri, Andrea Botto, Michele Buda, John Davies, Paola De Pietri, Gilbert Fastenaekens, John Gossage, William Guerrieri, Guido Guidi, Axel Hütte, Gianluca Liverani, Walter Niedermayr, Stephen Shore und Marco Signorini. Der handliche Band dokumentiert nicht allein das Wirken von Linea di Confine, sondern kann auch als – allerdings nicht repräsentativer – Überblick über aktuelle Konzepte dokumentarisch-topografischer Fotografie gelesen werden.

  • Titel: Trans Emilia
  • Untertitel: Sammlung Linea di Confine: Territoriales Erkunden der Emilia-Romagna
  • Bildautor: diverse
  • Textautor:  Thomas Seelig, Urs Stahel
  • Herausgeber: Fotomuseum Winterthur
  • Gestalter: 
  • Verlag: Christoph Merian Verlag
  • Verlagsort: Basel
  • Erscheinungsjahr: 2005
  • Sprache: deutsch, englisch
  • Format: 
  • Seitenzahl: 160
  • Bindung: Hardcover
  • Preis: 32 Euro
  • ISBN: 385162585

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