Are you happy?

Göran Gnaudschun (* 1971) hat das Können und hatte das Glück, um 2017 als Stipendiat in der Villa Massimo für einige Zeit in Rom zu arbeiten. Als Ergebnis dieses Aufenthaltes legt der Fotograf jetzt die auch in einem Fotobuch erschienene Serie Are You Happy? vor, Bilder von Menschen aller Altersgruppen, die er in einem Viertel an der Peripherie angetroffen und porträtiert hat. Ergänzt werden die Porträts von Ansichten von Straßen und Wohnblocks; alles wirkt düster, schäbig und wenig einladend. Möchte man dort leben? Nein, wohl eher nicht. Gnaudschun vermittelt seinen Eindruck von der Suburbia trotz gelegentlicher Sonnenstrahlen und weniger historischer Relikte als unfreundlichen Ort, man müsste schon viel Energie oder eben Glück haben, um dem zu entkommen. Dementsprechend ernst, aber nicht unfreundlich, abweisend oder gar von Resignation gezeichnet sind die Mienen der Dargestellten, die sich für die Kamera des Fremden kurz öffneten. Einmal mehr beweist Gnaudschun, dass er einer der einfühlsamsten Porträtisten ist, denn er nutzte seine Chance für gültige, würdevolle Bildnisse.

Was das aus der eindrucksvollen Serie entstandene Buch angeht, frage ich mich, warum zwischen den Fotos vom Fotografen selbst gezeichnete, abstrakt-zerklüftete, fiktive(?) Stadtplanausschnitte eingestreut wurden, die Experten vielleicht durch die Verteilung von Baumassen Aufschlüsse über die vor Ort zu findende Architektur geben könnten. Die offenbar im Kunstkontext unvermeidlichen Wortbeiträge wurden durch jeweilige Verschiebung an jedem Absatz so gesetzt, dass sie vage an architektonische Formen erinnern, was ihnen mehr Aufmerksamkeit verschafft, als ihnen zukommt. Mir hätten allein die eindrucksvollen Bilder neben dem gedichtartigen Tagebucheintrag „Tauben“ des Fotografen als Einstimmung und einem kurzen, sachlich-informativen Nachwort völlig ausgereicht, um das Buch wirklich perfekt zu machen…