Das beste Fotobuch des Jahres

Krass Clement über Syrien als Sackgasse

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Der Jahresrückblick fällt dieses Mal sehr kurz aus. Das beste Fotobuch des vergangenen Jahres ist für mich Impasse Hotel Syria von Krass Clement. Das Thema ist aktueller denn je, denn es geht um Unsicherheit und Fremdheit. Der Titel des Buches spannt den Assoziationsrahmen auf: Sackgasse (Impasse), Hotel als temporärer Wohnort, Syrien als Brennpunkt destruktiven Weltgeschehens.

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Der dänische Fotograf (* 1946) war bereits 2001 in einem Land unterwegs, das inzwischen in einem mörderischen Krieg versunken ist. Jeder kämpft dort gegen jeden – und das auf dem Rücken der Bevölkerung, der man kein Leben in Ruhe und Frieden gönnt. Homs, Aleppo, Palmyra – Namen von verwüsteten Städten, die allenthalben in den Nachrichten genannt werden. Clement hat keine reißerische Reportage geliefert, auch keine Dokumentation des Lebens in einem orientalischen, autokratisch regierten Land und schon gar nicht einen touristischen Reisebericht. Dezent wie immer hatte er während seines Aufenthalts mit der Kamera Notizen gemacht und diese erst jetzt, mit einem langen zeitlichen Abstand und vor dem Hintergrund der Entwicklung der letzte Jahre, zu einem Buch verdichtet. Dieses enthält, typisch für Clement, bis auf den Titel, das Reisejahr und die Namen einiger besuchter Orte keinen Text. Die Bildstrecke beginnt und endet mit einigen farbigen Bildern, der große Rest ist schwarzweiß. Mehrfach tauchen Plakate auf, die Syriens Herrscher Assad zeigen. Arabische Schriftzeichen an den Wänden könnten Werbung sein, aber auch Propaganda oder Botschaften des Hasses. Niemand lächelt, die Situation erscheint angespannt und undurchschaubar. Zuweilen werden Motive in mehreren Varianten verwendet, so ein Mann, der im Flur eines Hauses zu warten scheint (ein normaler Gast oder ein Spitzel?) oder ein Blick eine Treppe hinauf, wo irgendetwas zu passieren scheint, was aber nicht gezeigt wird. Der Fotograf ist ein Meister der Andeutung. Das Buch entwickelt einen Sog, der mit wiederkehrenden, oft rätselhaften Motiven eine Atmosphäre schafft, wie sie die Bilder aus den alltäglichen Nachrichten nicht schaffen können. Clement klagt nicht an, will auch nichts beweisen, sondern macht mit seinen Mitteln eine zutiefst menschliche Aussage, nämlich wie schnell man zum Fremden in einem anderen Kulturkreis wird, als Tourist, als Flüchtling, als Asylant.

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Das Buch ist nicht polemisch oder populistisch, es weist keinen Weg zur Lösung drängender Probleme. Es ist aber ein Fotobuch, wie es viel zu wenige gibt, ein Buch als perfektes Werk der Kunst, in dem sich, durch den Titel kontextualisiert, ein aktuelles Thema spiegelt und das eine vielschichtige Aussage besitzt. Einfache Antworten gibt es angesichts der heutigen Fragen nicht, ein einfaches Fotobuch wäre angesichts der Komplexität der Situation wie in Syrien nicht angemessen. Clement hat einmal mehr den richtigen Ton getroffen.

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  • Titel: Impasse Hotel Syria
  • Untertitel: 
  • Bildautor: Krass Clement
  • Textautor: 
  • Herausgeber: 
  • Gestalter: Krass Clement, Einband Ida Balslev-Olsesen
  • Verlag: Gyldendal
  • Verlagsort: Kopenhagen
  • Erscheinungsjahr: 2016
  • Sprache: (dänisch)
  • Format: 28 x 22 cm
  • Seitenzahl: 184
  • Bindung: Leinen
  • Preis: 399,95 dkr
  • ISBN: 978-87-02-20112-3

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