Déjà-vu mit Rambach

1984 fand in meiner Heimatstadt Eschwege eine Ausstellung statt, die mich damals beeindruckt und zugleich verwundert hat. Solche Bilder – bei uns, in der Provinz? Ein auswärtiger Fotografie-Student hatte in Rambach, einem abgelegenen, traumhaft schön an der Zonengrenze und am Rande des Ringgaus gelegenen Dörfchen im Werra-Meißner-Kreis die Bewohner erst beobachtet, dann für seine Diplomarbeit fotografiert und daraus eine sehenswerte Ausstellung gemacht. Der Namen des Fotografen, Roland Kopp (* 1953), war mir längst entfallen – bis neulich, als unsere Lokalzeitung anlässlich des Dorfjubiläums erneut über das damalige Projekt und ein nach 30 Jahren dazu erschienenes Buch berichtete. Dieses begleitet eine Ausstellung im Freilichtmuseum Hessenpark.

Kopp hat von 1980 bis 1983 zeitweise in Rambach gelebt, um diese Bilder machen zu können. Die behutsame Methode der teilnehmenden Beobachtung führte zu bestechenden Eindrücken aus einer Welt, die mir so vertraut wie inzwischen fern ist. Kopp darf man mit dieser Arbeit mit Recht als Vertreter der dokumentarischen Autorenfotografie bezeichnen. Und er würde diese Position festigen, wenn es eine adäquate Veröffentlichung dieser fast schon vergessenen Serie gäbe. Kopp arbeitete im quadratischen Mittelformat; das Buch ist in einem Querformat gestaltet. Es gibt entweder zwei fast quadratische Bilder pro Doppelseite oder ein großes Bild, das drei kleinen Quadraten gegenübergestellt ist (oder, ausnahmsweise, zweimal drei Kleinformate). Das ist angemessen, aber nicht sonderlich originell, doch die Sequenzen und Kombinationen passen. Was nicht passt, ist die schwankende Druckqualität, zumindest meines Exemplares. Stimmte etwas mit den Scans bzw. Digitalisaten nicht? Der Druck der Bilder ist vielfach so flau, als ob das Buch in der gleichen, drucktechnisch unbrillanten Zeit produziert wurde, aus der auch die Fotos stammen; eine gute Bildwiedergabe scheint bei dieser Produktion nur ein Zufallsprodukt zu sein. Das ist schade und verdirbt mir die Freude an diesem nach wie vor phantastischen Dorfportrait. Darüber hilft auch der günstige Preis des Buches nicht hinweg.