Die Kulturhauptstadtregion vor 50 Jahren

Horst Lang fotografierte, als der Pott noch kochte

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Der Blick des Fotografen Horst Lang (1931-2001) wurde magisch von den rauchenden Schloten des Ruhrgebietes angezogen. So scheint es jedenfalls in der Zusammenschau, die der Kulturhauptstadt Europas in einer Neuauflage mit auf den Weg durch den Jahresevent gegeben wurde. An der Erstausgabe im Jahre 2000 war der in Essen als Polizeifotograf beschäftigte Lang noch selbst beteiligt. Die Fotos stammen hauptsächlich aus den 60er-Jahren und zeigen Fabriken, Kokereien, Arbeitersiedlungen und Bergwerke, die dort inzwischen rar geworden sind: Kultur statt Schmutz und Dunst, Parks statt Brachen!

Die Fotos von Lang beeindrucken, weil sich der Fotograf selbst beeindruckt zeigte. Er mag Renger-Patzsch persönlich gekannt haben, aber dessen distanzierte, eher bei dem Ehepaar Becher weiterlebende sachliche Bildsprache war nicht wirklich sein Ding. Lang liebte es visuell etwas üppiger und zeigte sich deutlich von der Subjektiven Fotografie der 50er-Jahre beeinflusst und hing zugleich ein wenig dem Industrieromantizismus an, wie man ihn aus Bildbänden wie Eyermanns „Ruhrland“ (1927) oder Blocks „Gigant an der Ruhr“ (1928) kannte. Auch Chargesheimers „Im Ruhrgebiet“ (1958) wäre als möglicher zeitgenössischer Einfluss zu nennen, aber so schwarz mochte Lang nicht sehen und so nah wollte er den Leuten aus dem Pott auch nicht kommen. Oft posierten Kinder für Lang, geben den Sujets der industriellen Dinosaurier ein menschliches Antlitz. Ob es die Kinder, inzwischen erwachsen geworden, nach erfolgtem Strukturwandel heute besser haben?

 

  • Titel: Als der Pott noch kochte...
  • Untertitel: 
  • Bildautor: Horst Lang
  • Textautor: Andreas Rossmann
  • Herausgeber: 
  • Gestalter: 
  • Verlag: Schirmer/Mosel
  • Verlagsort: München
  • Erscheinungsjahr: 2009
  • Sprache: deutsch
  • Format: 
  • Seitenzahl: 160
  • Bindung: Klappenbroschur
  • Preis: 24,80 Euro
  • ISBN: 9783829600828

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