Ein Beitrag zur fotogeschichtlichen Realienkunde

Timm Starl gehört zu denjenigen, die sich über Jahrzehnte für die Verbreiterung des fotogeschichtlichen Wissens eingesetzt haben. Nicht nur durch die Gründung der Zeitschrift „Fotogeschichte“, sondern auch durch zahlreiche eigene Textbeiträge und nicht zuletzt durch die von ihm erarbeitete Datenbank zur Geschichte der Fotografie in Österreich.

Starl hat jetzt in kurzgefasster Form sein Wissen um Identifizierung und Datierung von Fotografien im 99. Heft der „Fotogeschichte“ veröffentlicht. Es entstand ein kleines Handbuch fotogeschichtlicher Realien, also fotografischer Techniken (diese aber nur sehr knapp) und vor allem Präsentationsformen unter Berücksichtigung von Bildgrößen, Preismedaillen, Etiketten, Untersetzkartons, Signaturen, Atelierdarstellungen, Fotografenfirmen und und und… Der Schwerpunkt liegt auf der schwer klassifizierbaren Massenware aus den gewerblich betriebenen Ateliers. Die Aufmachung der Fotos steht im Mittelpunkt, nicht die kunsthistorische Diskussion ihrer bildlicher Darstellungen.

Das Kompendium ist umfassend, kann aber nicht bis ins kleinste Detail vollständig sein. Die Lektüre wappnet den Leser für die wichtigsten aufkommenden Fragen zur Erscheinungsform fotografischer Originale aus den ersten 100 Jahren der Geschichte der Fotografie. Die zahlreichen abgebildeten Vergleichsbeispiele helfen weiter, wie ein Befund einzuordnen, zu bewerten und zu datieren ist. Begriffs-, Orts- und Namensregister sowie ein Verzeichnis grundlegender oder weiterführender Literatur runden das Ganze ab.

Hinter dem wie immer unscheinbaren Grau des Heftes verbirgt sich ein von einem erfahrenen und kritischen Praktiker zusammengestelltes quellenkundliches Werk, dem weiteste Verbreitung zu wünschen ist. Man hält nur der Form nach eine Zeitschrift in den Händen, dem Inhalt nach aber eine hilfreiches, den aktuellen Wissenstand widerspiegelndes Fachbuch.