Ein (fast) vergessenes Lebenswerk

Martin Munkacsi (1896-1963) war einer der bekanntesten und bestbezahlten Fotografen der dreißiger und vierziger Jahre – erst in Berlin als Bildlieferant für die auflagenstarken Illustrierten, nach seiner Emigration dann als Modefotograf in den USA. Obwohl der Nachlass Munkacsis weitgehend verschollen ist, gelang es F.C. Gundlach, Enno Kaufhold und Klaus Honnef, für das „Haus der Photographie“ in Hamburg eine respektable Ausstellung zusammenzustellen, die von einer gewichtigen und wissenschaftlichen Ansprüchen genügenden Monografie, der ersten über den Fotografen, begleitet wurde. Durch das Auswerten von Archiven wie dem des Ullstein-Verlages konnten allen Verlusten zum Trotz weite Teile des Lebenswerkes rekonstruiert und durch passende Bildbeispiele repräsentiert werden.

Munkacsi profilierte sich insbesondere als Meister der Bewegungsdarstellung – sowohl in seinen Reportagen für die Ullstein-Blätter als auch in den späteren Arbeiten für Harper’s Bazaar und Ladies’ Home Journal. Seine Aufnahmen voller Dynamik und Lebendigkeit beeinflussten jüngere Leica-Fotografen wie Henri Cartier-Bresson oder den Großmeister der Modefotografie, Richard Avedon.

Als Buch im Buch enthält die Monografie als optischen Höhepunkt den Abdruck des nur in Fragmenten überlieferten Entwurfs „The fabulous World of Munkacsi“, an dem der Fotograf seit 1951 arbeitete. Dieses Buchprojekt sollte Aufnahmen aus allen Schaffensperioden umfassen und aus pointiert zusammengestellten, untereinander Bezug nehmenden Doppelseiten aufgebaut werden. Wäre das Werk zu Lebzeiten des Fotografen erschienen, würde man es heute zu den Klassikern unter den Fotobüchern zählen, was selbst in der fragmentarischen Version in der neuen Monografie deutlich wird.