Einzelwesen in Bewegung

„Straßenfotografie“ von Gudrun Kemsa

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Gudrun Kemsa fand ihre Motive auf der Straße. Durch Ausschnitt und die Wahl der Brennweite verdichten sich durch die Gegend eilenden Passanten zu einem eigenartigen Ballett vor blauem Himmel. Die normalerweise immer präsente urbane Umwelt ist bis auf einen grauen Streifen einer Treppenstufe im Vordergrund ausgeblendet. Die Form der Inszenierung konzentriert den Blick auf die Personen – nehmen sie sich gegenseitig wahr oder handeln sie alle für sich, ohne Blick und Rücksicht auf die anderen? Kemsa hat diese Frage entschieden; die Vereinzelung des Städters ist ihr Thema, nicht der Mensch als sozial interagierendes Wesen. Die anderen im Buch vorgestellten Serien tragen formal ganz andere Charaktere, sind aber thematisch verwandt: verwischte Nachtaufnahmen aus Großstädten, leere, mit Liegestühlen und Sonnenschirmen ausstaffierte Strände und Swimmingpools bei Nacht. Einen Hoffnungsschimmer bietet einzig ein irgendwo im Orient fotografiertes Strandfest, wo der Betrachter von Ferne einige feiernde Einheimische zu sehen bekommt. Ein Mitfeiern kommt freilich überhaupt nicht in Frage; der fremde Gast bleibt allein in den aufgeräumten Traumurlaubskulissen. Womit sich der Zirkel zum einsamen, asozialen Leben des Großstädters wieder schließt.

  • Titel: Moving Images
  • Untertitel: 
  • Bildautor: Gudrun Kemsa
  • Textautor: Klaus Honnef, Christoph Schaden, Vorwort Rainer Danne
  • Herausgeber: 
  • Gestalter: 
  • Verlag: Kehrer
  • Verlagsort: Heidelberg
  • Erscheinungsjahr: 2006
  • Sprache: deutsch, englisch
  • Format: 
  • Seitenzahl: 80
  • Bindung: Hardcover
  • Preis: 25 Euro
  • ISBN: 3936636958

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