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Maren Katerbaus Hommage an die „Schwalbe“ und andere Mopeds

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Zuweilen frage ich mich, für welche Zielgruppe ein Fotobuch überhaupt gemacht ist. Diese Frage ist nicht immer einfach zu beantworten – oft wird vor allem der Fotograf, die Fotografin selbst das größte Interesse daran haben, weil man einfach einmal ausprobieren möchte, wie eine Serie zwischen zwei Covern wirkt oder weil man sich mit einem Buch ein größeres Publikum erschließen möchte. Wenn es für Sammler gemacht wurde, gibt es limitierte Auflagen oder Beilagen. Schön ist es, wenn eine Ausstellung zum Buch ansteht, aber noch schöner ist es, wenn man ein relevantes Thema gefunden hat, das in Form eines Buches eine passende Umsetzung finden kann. Perfekt ist es, wenn das Thema mit einer Zielgruppe verknüpft ist, die das Buch dann am Ende auch kauft.

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Maren Katerbau scheint Thema und Zielgruppe gefunden haben und macht mit ihrem Buch über Fahrer und Fahrerinnen eines bunten Mopeds aus dem Hause Simson ein Angebot, dass kein Fan der DDR-Kultmarke ablehnen können wird. Ein Vorspann kombiniert prägnante Aussagen über das Zweirad mit grauen Motiven, die später in Farbe wiederkehren. Es folgt der eigentliche Bildteil; fast immer sind Personen fahrend, posierend oder schraubend zu sehen, natürlich ist immer eine Simson mit dabei. Die Liebe zu diesem Zweirad scheint durch alle Altersgruppen zu gehen, obwohl eine Simson „Schwalbe“ kein Statussymbol ist wie eine fette Harley (aber in ähnlicher Weise für ein Lebensgefühl steht) und auch nicht für Höchstgeschwindigkeiten gut ist (auch wenn sie mit 60 km/h schneller als andere Mopeds sein durfte). Neben den immer selbstbewusst am Straßenrand, vor Wohnhäusern oder in der Landschaft Porträtierten gibt es auch Szenen von Rennen, aus Ersatzteilagern und Werkstätten. Zuweilen wurden den Fahrern und Fahrerinnen freigestellte Motoren und andere Mopedteile gegenübergestellt, wobei es bei genauem Hinsehen vage Ähnlichkeiten zu entdecken gibt.

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Katerbaus Bildsprache ist dokumentarisch zurückhaltend, die Farben sind gedeckt. Das stimmige Layout wartet hin und wieder mit Überraschungen auf (Fahrer mit Helm, auf der nächsten Seite ohne), für das Einbandleinen wurde eine Schwalbenfarbe ausgewählt. Zum Glück fehlen die aus der Oldtimerliteratur üblichen Angaben über Technik, Ausstattung oder Baujahre und auch zeitgenössische Werbemotiven wurden nicht reproduziert. Es reicht zu wissen, dass die Zweiräder seit 2002 nicht mehr produziert werden, also der Unterhalt eines solchen Gefährts eines gewissen Engagements bedarf. Am Ende gibt es ein allgemein informierendes, von Ostalgie freies Nachwort von Ulrike Schulz und ein persönliches Statement der Fotografin. Insgesamt hat es Maren Katerbau geschafft, diese Publikation sowohl für die Gruppe der Simson-Fans als auch für diejenigen attraktiv zu machen, die ein gelungenes Fotobuch zu schätzen wissen.

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  • Titel: Zweitakt
  • Untertitel: 
  • Bildautor: Maren Katerbau
  • Textautor: Ulrike Schulz, Maren Katerbau
  • Herausgeber: 
  • Gestalter: Jenna Jesse (Konzept Maren Katerbau)
  • Verlag: Kettler
  • Verlagsort: Dortmund
  • Erscheinungsjahr: 2020
  • Sprache: deutsch
  • Format: 23 x 17,2 cm
  • Seitenzahl: 204 (nicht paginiert)
  • Bindung: Illustriertes Leinen
  • Preis: 38 Euro
  • ISBN: 978-3-86206-853-1

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