Irritierende Landschaften

„Der holländische Fotograf Bas Princen (*1975 in Zeeland) gehört zu einer Generation von Fotografen, die auf ganz eigenwillige Weise Bezug auf die sogenannten New Topographics nehmen. Dieser Gruppierung von zehn mittlerweile großen Namen der Landschaftsfotografie, zu denen Robert Adams, Lewis Baltz, Stephen Shore und natürlich Bernd & Hilla Becher gehören, gelang 1975 der internationale Durchbruch mit der gleichnamigen Ausstellung im George Eastman House in Rochester, USA, und dem begleitenden Katalog. Sie distanzierten sich von der subjektiv gefärbten Fotografie und versuchten, die nackte Wirklichkeit so realistisch wie möglich wiederzugeben. Bas Princen objektiviert den öffentlichen Raum auf vergleichbare Weise, allerdings mit einer ironischen Brechung. Durch seine Linse gesehen, bekommt anonyme Stadtarchitektur eine fast magische und leicht surreale Aura.“

Ausnahmsweise sei hier der geschickt „große Namen“ und einen eingeführten Begriff mit dem Werk eines noch nicht so bekannten Künstlers verknüpfende Pressetext des Verlages zitiert. Was die beiden genannten Pole New Topographics hier, Bas Princen dort, in der Tat gemeinsam haben, ist das Thema, nämlich zu zeigen, wie sich der Mensch seinen Lebensraum durch Bauwerke und andere gestaltende Eingriffe untertan gemacht hat. Princens Arbeiten sind hochgradig irritierend, weiß man doch nie, was real und was womöglich eine Zutat aus dem Computer ist. Die als Ausstellungskatalog erschienene Publikation setzt rein formal die Irritationen fort: Die Broschur in etwa dem Format einer Langspielplatte hat kein Bild auf dem Einband und auch keinen Schutzumschlag, dafür liegt ein Blatt mit einer Abbildung, einem kurzen Text und der ISBN bei und eine dicke Pappe dient als stabilisierende Transportsicherung. Im Buch gibt es zwei verschiedene Papiersorten; neutral grau eingefärbte Seiten rhythmisieren die Bildfolge und teilen sie in assoziativ als zusammengehörig empfindbare Kapitel. Es gibt keine Bild-Doppelseiten; ein Bild steht immer für sich allein auf der rechten oder linken Seite und hat entweder eine weiße oder eine graue Fläche als Widerpart. Ob dieses Raffinement nötig war, um den Bildern zu einer gesteigerten Eindringlichkeit zu verhelfen, sei dahin gestellt. Bei den New Topographics jedenfalls gab es so etwas nicht, verließen sich deren Protagonisten doch allein auf die Kraft ihrer Bilder und deren seriellen Charakter. Die Publikation von Princen fällt jedenfalls auf und verhelfen seinen kritisch-ironischen Reflektionen zum Thema Kulturlandschaft zu erhöhter Aufmerksamkeit.