Anlässlich seines 10jährigen Bestehens wurde dem Kasseler Fotobookfestival heute auf der Bühne des Kasseler Schauspielhauses der „Sonderpreis“ zum Kasseler Kulturpreis 2018 verliehen. Die Auszeichnung würdigt das mit dem Namen Kassels verbundene Engagement des Festivals für die Verbreiterung der Basis eines wirklich „demokratischen“ Mediums, des Fotobuchs. Denn ein Fotobuch ist heute einfacher zu erstellen als je zuvor und viele junge, aber auch arrivierte Fotografen nutzen es, um ihre Arbeiten in passender Buchform zu veröffentlichen und damit ein breites Publikum zu erreichen.
Das Festival entwickelte sich aus dem „Fotofrühling“ des Kasseler Fotoforums, der erstmals 2008 unter das Motto Fotobuch stand. Seit 2010 findet es in der documenta-Halle in Kassel statt – oder war in Paris, Peking oder Istanbul zu Gast. Dieter Neubert hat es verstanden, das Festival – das erste seiner Art – über die Jahre zu einem der weltweit wichtigsten und einflussreichsten zu machen. Es ist erfreulich, dass die Stadt Kassel das nun anerkennt, wenn auch der verliehene Preis undotiert ist.
Festivaldirektor Dieter Neubert mit der Verleihungsurkunde nach der Zeremonie, links Laudator Markus Schaden (Staatstheater Kassel, Schauspielhaus, 25.11.2018).
Der zehn Jahre zusammenfassende Katalog des Kasseler „Photobook-Awards“ ist unterdessen zu einem wichtigen Kompendium über die Neuerscheinung dieser Zeit geworden. Das dicke, im Eigenverlag und in kleiner Auflage produzierte Buch bietet ein handliche und übersichtliche Zusammenfassung der Ergebnisse von zehn auf Basis von internationalen Experten beruhenden Empfehlungsrunden zu den besten, schönsten, interessantesten Fotobuch-Neuerscheinungen aus den jeweiligen Vorjahren und stellt alle 328 für den „Photobook Award“ nominierte Fotobücher vor. Damit ergibt sich ein valides, auf breiter Basis beruhendes Bild des weltweiten Fotobuchschaffens der letzten Dekade.
Dieter Neubert (Hg.), Kassel Photobook Award 2008 – 2018, Kassel: FBF-Books, 2018 (Bestellungen direkt beim Festival – das Buch kostet 15 Euro)
Das zweite bemerkenswerte und innovative, inzwischen anderenorts mehrfach kopierte Element des Kasseler Festivals ist der „Dummy-Award“, bei dem aus hunderten eingesandten Fotobuchenwürfen ein Entwurf ausgewählt wird, der als Verlagsproduktion realisiert wird. 2017 war das das Buch von Mathieu Asselin über den Chemieriesen Monsanto. 2018 wurde die Arbeit Migration as Avant-Garde von Michael Danner umgesetzt. Eine Ausstellung mit den interessantesten 50 Einreichungen tourt zudem für ein Jahr über befreundete Festivals in aller Welt und hilft den Fotografen, ihre Arbeiten bekannt zu machen.
Michael Danner, Migration as Avant-Garde, Dortmund: Verlag Kettler, 2018
Dem Kasseler Fotobookfestival herzlichen Glückwunsch zum Kulturpreis!