Landleben in den achtziger Jahren

Der in Sachen Fotobuch engagierte Berliner Verlag Buchkunst hat seine vierte, einmal mehr sorgfältig gestaltete und ausgestattete Produktion dem renommierten, aber hierzulande noch immer eher unbekannten tschechischen Fotografen Jindřich Štreit (* 1946) gewidmet. Er wird neben Josef Koudelka und Viktor Kolář als einer der wichtigsten zeitgenössischen Fotografen der tschechischen Republik angesehen, es gibt von ihm dutzende Bücher und Kataloge und er hat hunderte Ausstellungen bestritten.

Nun liegt eine neue Monographie vor, die ihm eine Bühne für eine Auswahl aus einer seiner größten und vielleicht bedeutendsten Serie bietet, die Village People mit ungeschminkten Eindrücken aus Dörfern und vom Landleben zumeist aus den 1980er-Jahren. Štreit beobachtet die Menschen im Alltag, beim Feiern, in skurrilen wie in banalen Situationen, aber trotz aller grotesken Komik nie voyeuristisch, trotz aller Nähe immer mit feiner Distanz. Die Dargestellten wirken dabei nie wie in einer Jahrmarktsbude ausgestellt, sondern sie agieren mit Würde und großer Selbstverständlichkeit. Der studierte, in einem kleinen Ort tätige Lehrer war 1982 wegen der Teilnahme an einer verbotenen Ausstellung Repressionen ausgesetzt und musste in einem landwirtschaftlichen Betrieb arbeiten, was vielleicht sein Interesse an der Motivik des Landlebens erklären hilft.

Das sehr gut gedruckte und nüchtern gestaltete, zusammen mit dem Verlag Kant in Prag in zwei unterschiedlichen mehrsprachigen Ausgaben herausgegebene Buch zeigt eine Auswahl seiner besten Arbeiten aus der tschechischen Provinz. Was fehlt, ist eine Liste von Štreits vielen Büchern und Katalogen, die man aber auf des Fotografen Homepage findet. Dort beginnt seine Publikationsliste erst mit dem Jahr 1993, als die Restriktionen gefallen waren und Štreit eine rastlose Reisetätigkeit entfalten konnte, die ihm endlich das Fotografieren und das Präsentieren seiner Arbeiten in aller Welt ermöglichte.

Einige Bücher und Kataloge von Jindřich Štreit