Andreas Gefeller schaut nach oben. Er legt den Kopf in den Nacken und richtet seinen Blick auf das, was direkt über ihm ist: Liniengewirr. Kabelnester und laubfreie Äste, die sich vor dem weißen Himmel grafisch abzeichnen. Oder vor dem schwarzen Himmel, je nachdem zu welcher Tageszeit.
Ein einfaches Motiv für das der Fotograf bis nach Japan reiste. Ein Motiv, das auffällt, wenn man unterwegs ist, weil es im eigenen Land kaum noch zu finden ist. Diese Einfachheit ist bestechend, denn mit ihren vielen Assoziationsmöglichkeiten führen die Linien direkt in unsere Sinne. Vernetzen uns mit der Fotografie, verwickeln uns in Überlegungen, lassen uns sehen.
Dazu hat Gefeller ein bisschen aufgeräumt in dem faszinierenden Durcheinander. Hat jeglichen Kontext wie Masten, Wolken, Häuser oder die Farbe des Himmels zugunsten der Linie verschwinden lassen. Übrig bleibt eine farbige Zeichnung, die uns lehrt, dass wir die Dinge immer auch anders sehen können.
Hier fließen Energien und Informationen über die ungerahmte Buchseite hinaus. Oder sie werden gebündelt, in ihrem Fluss gelenkt, wie bei den Ästen, deren Wuchsrichtung an Gitternetzen entlang führt.
Rilke möchte man lesen oder Hölderlin. Eine so poetische Sicht auf die Dinge gelingt dem 41jährigen mit seinem Buch. Schärfe und Detailgenauigkeit helfen da auch nicht weiter, bringen uns nicht näher heran an die Realität. Ganz egal. Das nächste Mal, wenn wir auf Reisen gehen, legen wir mit Sicherheit auch den Kopf in den Nacken und suchen den Himmel nach geheimnisvollen Zeichen ab.
- Titel: The Japan Series
- Untertitel:
- Bildautor: Andreas Gefeller
- Textautor: Celina Lunsford, Christoph Schaden
- Herausgeber:
- Gestalter: Andreas Gefeller
- Verlag: Hatje Cantz
- Verlagsort: Ostfildern
- Erscheinungsjahr: 2011
- Sprache: deutsch, englisch
- Format:
- Seitenzahl: 80
- Bindung: illustriertes Hardcover
- Preis: 39,80 Euro
- ISBN: 978-3-7757-2994-9