Räume voller Geheimnisse, Rätsel und Imaginationen?

„Fotografie ist Begegnung und Handwerk, ein gutes Bild bedingt gegenseitige Wertschätzung.“ So lautet das Credo des Schweizer Fotografen Dominic Büttner (* 1964). Man findet es auf seiner Webseite ganz vorne. Von Kunst ist dabei nicht die Rede. Man könnte das durchaus Bescheidenheit nennen. Denn Büttner ist nicht nur ein umsichtiger Porträtist, Architekturfotograf und Fotoreporter, sondern eben auch ein wahrer Fotokünstler. Schnappschüsse sind seine Sache nicht. Jedes Bild ist wohlüberlegt, genau inszeniert und exakt beleuchtet. Büttner pflegt eine Fotografie der Langsamkeit. Er fotografiert analog, benutzt eine analoge Großformatkamera und – wo nötig – aufwendige Lichttechnik. Solide könnte man das nennen, ehrlich, ohne doppelten Boden und sehr konsequent.

Seit nunmehr 15 Jahren arbeitet er an seiner Serie Dreamscapes. Das sind nächtliche Traumlandschaften mit Wald- und Vorstadteinsamkeit, Ruinen im Dunkel, finsteren Straßen, tiefen Tunneln oder schemenhaften Schneefeldern. Er will aus diesen alltäglichen Orten wahrhaft magische Orte machen, Orte und Räume voller Geheimnisse, Rätsel und Imaginationen. Er könnte es dabei belassen, aber geht noch einen Schritt weiter. Denn immer sind da diese sich vom Vorder- in den Hintergrund ziehenden unheimlichen Schattentupfer. Diese Bilder scheinen ein zusätzliches Geheimnis zu bergen, eines, das einen auf die Folter spannt. Was ist das? Wo kommt es her? Was bedeutet es? Gelingt es Büttner, das Nichts zu fotografieren, das Verschwinden, vielleicht die Seele, die nachts traumhaft, schemenhaft durch den Raum wandelt?

Nein. Büttner beschreibt im Anhang des Buches exakt, wie er das macht und erklärt den großen technischen Aufwand, den er betreibt, um den gewünschten Bildeffekt zu erzielen. Letztlich entspricht das seinem ehrlichen Selbstverständnis von gutem fotografischem Handwerk. Aber indem er das (technische) Geheimnis hinter seinen Bildern lüftet, zerstört er die Illusion und Verwirrung des Betrachtenden. Kurz, die intendierte Magie geht damit zum Teufel.