Transit x 2

Der Fotograf Kai-Olaf Hesse als kritischer Beobachter

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Der Fotograf und Gestalter Kai-Olaf Hesse hat immer eine Kamera dabei. Damit kann er auf die Flut der visuellen Eindrücke reagieren, die auf ihn einstürmt. Er fotografiert, was er sieht und was andere nicht sehen. Und schließlich wählt er sorgfältig aus, was andere dann doch sehen sollen, stellt zusammen und veröffentlicht beispielsweise in der von Hesse selbst im Jahre 2000 mit-konzipierten „edition 365“ des Berliner ex pose Verlages.

Hesses neues, aus zwei Teilbänden bestehendes Werk bringt Ausschnitte aus dem Archiv des Fotografen. Der erste Band 92/05 beinhaltet Schwarzweißaufnahmen analogen Ursprungs (überwiegend aus vermutlich amerikanischen Großstädten), die Fortsetzung 05/09 Farbaufnahmen aus einer Digitalkamera. Die Ziffern geben die Jahre an, in denen die Fotos entstanden. Die ansonsten unbetitelten Bilder sind mit Film- oder Bildnummern gekennzeichnet. Für die Reihenfolge spielen diese Signaturen keine Rolle, wichtig war Hesse, die Bilder als aus dem Archiv stammend gekennzeichnet zu haben. Ansonsten sind Sequenz und Doppelseiten mit Bedacht gewählt und angeordnet. So zeigt die vorletzte Doppelseite in Schwarzweiß die New Yorker Freiheitsstatue als Reproduktion irgendwo in Berlin, und die zweite Doppelseite in Farbe korrspondierend das Denkmal eines innehaltenden Soldaten vielleicht ebenfalls in Berlin.

Unter den Motiven häufen sich Denkmale (inkl. Skulpturen und andere Kunstwerke), Büsche und Bäume, Schriften (Schilder, Reklame) und Durchblicke erlaubende Begrenzungselemente aller Art (Zäune, Fenster inkl. Spiegelungen). Aus diesem Repertoire des „Transits“ hat Hesse beide Bände gestaltet. Der erste, schwarzweiße Teil wirkt etwas klaustrophobischer als der zweite. Der zweite soll, so erläutert es der Autor in einem kurzen Statement auf der letzten Seite, für einen gravierenden Wandel in dessen Leben („von Person zur Familie“) und/oder in seiner Arbeitsweise (vom analogen zum digitalen Fotografieren) stehen. Das mag der Fotograf so empfunden haben, der Betrachter spürt davon wenig. Zum Glück haben beide „Transits“ keine gravierenden Änderungen in der Sehweise des Fotografen verursacht. Den Abbildungen in den digital gedruckten Büchern sieht man ihren Ursprung aus Silberkörnern oder Datenpaketen nicht an, sieht man einmal davon ab, dass sich im Jahre 05 ein Wechsel von Schwarzweiß auf Farbe vollzog.

Die jeweils am Schluss der Bände abgedruckten Statements des Fotografen sind überflüssig, weil sie die Assoziationsfähigkeit des Betrachters einengen. Die Bilder und deren Anordnung sprechen auch so eine klare und eindrucksvolle Sprache: überall Schranken und Beschränkungen, Einblicke aus der Ferne, Zeichen zweckentfremdeter oder beiseite geräumter Kultur, Eingriffe in die Natur. Hesse zeigt sich als genau beobachtender Kulturpessimist, der sich auf seine Bildsprache verlassen kann.

 

  • Titel: 05/09
  • Untertitel: edition 365_10
  • Bildautor: Kai-Olaf Hesse
  • Textautor: 
  • Herausgeber: 
  • Gestalter: Kai-Olaf Hesse
  • Verlag: ex pose
  • Verlagsort: Berlin
  • Erscheinungsjahr: 2009
  • Sprache: deutsch, englisch
  • Format: 
  • Seitenzahl: 32
  • Bindung: Hardcover
  • Preis: 20 Euro
  • ISBN: 978-3-925935-61-9
  • Titel: 92/05
  • Untertitel: edition 365_12
  • Bildautor: Kai-Olaf Hesse
  • Textautor: 
  • Herausgeber: 
  • Gestalter: Kai-Olaf Hesse
  • Verlag: ex pose
  • Verlagsort: Berlin
  • Erscheinungsjahr: 2009
  • Sprache: deutsch, englisch
  • Format: 
  • Seitenzahl: 32
  • Bindung: Hardcover
  • Preis: 20 Euro
  • ISBN:  978-3-925935-62-6

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