David Goldblatt, Intersections

David Goldblatt lässt seit einigen Jahren die Farbe in seine freien Arbeiten fluten. Die Apartheit in seinem Heimatland Südafrika ist offiziell abgeschafft und das zuvor ausschließlich verwendete strenge Schwarzweiß schien ihm damit inhaltlich nicht mehr nötig. Dazu kam der Wandel in der Technologie – neue Filmemulsionen, problemlose Bildbearbeitung am Computerbildschirm und bessere Digitalprints auf beinahe frei wählbarem Papier bewogen Goldblatt, Farbe nicht mehr nur für Auftragsarbeiten einzusetzen. So jedenfalls äußerte sich der Fotograf in einem Interview, das im Buch Intersections zu finden ist.

Dass es in Südafrika Probleme gab und noch gibt, erschließt sich nicht weniger gut aus Goldblatts Farbaufnahmen. Düstere Asbestminen, weitläufiges Farmland und vor allem die zahlreichen für das Buch ausgewählten Fotos von Denkmalen und Gedenkstätten – an Straßenrändern, in Schutzkäfigen oder an irgendwelchen Dorfplätzen – stellen die Verbindung her zu einer gar noch nicht so lange zurückliegenden Vergangenheit. Gleichzeitig schließen diese Motive direkt an das frühere Werk des Fotografen an, das mit der Documenta-Teilnahme 2002 eine besondere Würdigung fand.

Einen anderen Schwerpunkt im Buch bildet die Serie über Angehörige des öffentlichen Dienstes; diese Sektion des Buches steht für den Aufbruch in eine hoffnungsvolle Zukunft. Goldblatt legt mit seiner Kamera Schnitte quer durch Südafrika, durch Landschaft, Siedlungen, Wirtschaft, Gesellschaft. Das Besondere seiner ruhig komponierten, technisch perfekten und brillant gedruckten Arbeiten ist nicht ein gestalterischer, sondern ein politischer Anspruch, der sich selbst im unscheinbarsten Sujet äußert. Auf den letzten Seiten des Bandes findet der nicht mit dem Land vertraute Leser kurze Bilderläuterungen, die weitere Anhaltspunkte zur Erschließung der inhaltlichen Dimensionen in Goldblatts Werk geben.