Mehr als Erdhaufen, Scherben und Zollstöcke

Thomas Kalak fotografiert Archäologie

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Archäologische Motive gehören zu den ältesten der Fotogeschichte. Schließlich nahmen die frühen Fotografen ihre Kameras und Dunkelkammern mit auf die Reisen mit nach Italien, Griechenland oder mit den Vorderen Orient, wo sich klassische Motive geradezu aufdrängten. Ob Souvenir, Trophäe oder wissenschaftliche Dokumentation – die Eigenschaft der Fotografie, einen sichtbaren Sachverhalt festhalten zu können, passte ideal zu den Aufgaben der klassischen Archäologie. Fotografieren gehört daher bis heute zu den Standardmethoden der Wissenschaft. Bei der Dokumentation von Ausgrabungen kommt es auf Schichtenfolgen und kleinste Verfärbungen im Erdreich an, Maßstäbe zum Größenvergleich werden neben den Motiven platziert und überhaupt lässt sich das Ganze eher spröde und technisch an, denn die Fotografie hat hier eine rein dienende Funktion. Auf Komposition, farbliche Ausgewogenheit, überhaupt auf eine überlegte Gestaltung kommt es hierbei normalerweise nicht an. Entscheidend ist, dass ein Sachverhalt deutlich erkennbar und nachvollziehbar dargestellt wird. Dass sich aber bei Ausgrabungen oder beim Bearbeiten der Funde eine Vielzahl von bemerkenswerten fotografischen Motiven zwischen Surrealismus und Abstraktion jenseits strenger Wissenschaft und purer Sachfotografie finden lassen, zeigt Thomas Kalak (* 1965) mit seinem neuen Buch.

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Der schlichte Titel Archäologie ist Programm – der Band ist nicht auf die in diesem Berufsfeld tätigen Menschen, nicht auf Methoden oder Werkzeuge, nicht auf Funde festgelegt. Die einzige Einschränkung war die Verknüpfung von Kalaks Aufnahmen mit der Arbeit in der Abteilung Archäologie des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe. Diese hat nichts mit der strahlend weißen Antike, sondern mit brauner westfälischer Erde und dem Leben unseren eigenen Vorfahren zu tun. Von der Fundstelle über die Ausgrabung und das Aufbereiten der Funde in den Werkstätten bis hin zu musealen Präsentationen hat Kalak das ganze Spektrum archäologischen Handelns mit der Kamera begleitet. Überraschend ist, dass es keinerlei Beschriftung zu den Fotos gibt. Sie zeigen nicht ein bestimmtes Stück Holz, Bronze oder Keramik, keine Pfostenlöcher, keine sich im Mauerwerk abzeichnenden Grundrisse mittelalterlicher Häuser aus Münster oder Paderborn. Die dargestellten Personen haben Funktionen, bleiben aber anonym.

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Kalak erkundete seine Motive intensiv und beobachtete die Abläufe über einen langen Zeitraum. So entstanden Fotos, die zuweilen mit subtilem Witz erzählen. Der Fotograf hat seine Bilder in eine ausgewogene, selbst erklärende und locker erzählende Folge gebracht. Sein unaufgeregt und sachlich gestaltetes Fotobuch zum Thema Archäologie wird nicht nur Archäologen erfreuen…

  • Titel: Archäologie
  • Untertitel: 
  • Bildautor: Thomas Kalak
  • Textautor: Wolfgang Kirch und andere (Vorworte), Rasmus Kleine (Einleitung)
  • Herausgeber: Michael M. Rind für LWL-Archäolgie für Westfalen, Münster
  • Gestalter: Thomas Kalak
  • Verlag: Verlag Philipp von Zabern
  • Verlagsort: Darmstadt
  • Erscheinungsjahr: 2014
  • Sprache: deutsch
  • Format: 
  • Seitenzahl: 232
  • Bindung: illustriertes Hardcover
  • Preis: 34 Euro
  • ISBN: 978-3-8053-4801-0

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