Abgesang aufs Kino

Auf diesen Schwarzweiß-Porträts lacht kaum einer, und wenn mal jemand lächelt, wirkt das ein wenig gequält. Sie posieren vor oder neben riesigen Maschinen mit großen Knöpfen, VU-Metern, sperrigen Hebeln und riesigen Spulen. Sie sind die Unsichtbaren des Kinos, die Filmvorführer. Auf diesen Porträts wirken sie ungekünstelt, manchmal trotzig, aber auch auf eigenartige Weise von ihrer Arbeit fasziniert. Ohne ihren Einsatz würde die Leinwand einfach weiß bleiben, sich kein Drama darauf abspielen.

Vor allem den Filmvorführern erweist Jean-Paul Deridder mit seiner Dokumentation „Cinema“ die Referenz. Der belgische Fotograf hat im Rheinland und in seiner Heimat Kinos aufgesucht, Filmvorführer an ihren Arbeitsplätzen, schwere Projektoren und leere Lichtspielhäuser mit der Großbildkamera fotografiert. Obwohl bereits stillgelegt und im Verfall begriffen, lassen einige Häuser noch den elegant-mondänen Glanz vergangener Zeiten erahnen.

Deridders Buch ist keine herkömmliche Hommage an das Kino als Ort der Träume, sondern vor allem ein wehmütig stimmender Abgesang auf eine im Verschwinden begriffene Arbeitswelt. Schließlich werden im Zuge der Digitalisierung Filme mehr und mehr von der Festplatte kommen. Die meisten Projektoren, Ungetüme aus Feinmechanik, Optik und Elektronik, werden wohl verschrottet, einige dürften allenfalls ins Museum wandern. Das schöne leise Knattern wird keinen Film mehr begleiten.

Nicht nachvollziehbar ist, warum Deridders Textbeitrag auf Englisch und Französisch, Martina Bichlers deutscher Text hingegen nur ins Englische übersetzt wurde. Wenn schon drei Sprachen, dann doch bitte durchgehend.