Alfred Ehrhardts Islandfotos in neuer Ausgabe

Der am Bauhaus ausgebildete Künstler Alfred Ehrhardt (1901-1984) verfolgte in den dreißiger Jahren die Idee, die vier Urkräfte Erde, Wasser, Feuer und Luft mit Hilfe der Fotografie in lebendiger Weise darzustellen. Diese Idee erwies sich als eine ästhetisch ertragreiche Aufgabe. 1938 reiste er mit Frau, Auto, Foto- und Filmkamera nach Island, blieb zwei Monate und brachte u.a. das Bildmaterial zu seinem 1939 im Verlag Heinrich Ellermann erschienenen Buch „Island“ mit. Dieses vertritt in Ehrhardts Konzept das Element Feuer (das „Watt“, 1937, stand für Wasser, die „Kurische Nehrung“, 1938, für Erde); die Arbeit zum Thema Luft blieb unrealisiert. Die Natur blieb für den Künstler erhaben und unbeherrschbar. Die Fotos zeigen in ihrem teilweise hohen Abstraktionsgrad genau das, nämlich das Wirken der Urkräfte. Der Mensch wird allenfalls als kleine Maßstabfigur, beispielsweise in Form einer Silhouette am Rande eines tosenden Wasserfalls wiedergegeben, was die Eindrücklichkeit der fotografierten Materie noch steigert (im vorliegenden Buch nur mit einem Beispiel präsent; in der Publikation von 1939 wandte Ehrhardt diese Gegenüberstellung mehrfach an). Das 2005 im Rahmen einer Ausstellung von Originalabzügen aus der Island-Serie erschienene Buch stellt nicht nur die dort entstandenen Arbeiten als Hommage an die unvergängliche Lebendigkeit der Urkräfte vor, sondern enthält auch eine von Inga Lara Baldvinsdottier geschriebene kurze Geschichte der Island-Rezeption durch Reisende aus Deutschland und im Rahmen der Einleitung von Christiane Stahl auch ausführliche Zitate aus Ehrhardts Reisetagebuch.