Alltag in der Uni

Ebene Null klingt nach Architektur, Level O nach einem schlechten Abschneiden in der neuesten Pisa-Studie. Der deutsch/englische Titel passt also bestens zu Veit Mettes Bildessay über die Universität Bielefeld, die dem Fotografen (Jg. 1961) bestens bekannt ist, da er dort selbst studiert hat. Welche Abhängigkeiten bestehen zwischen einer modernen, funktionalen Beton-Glas-Stahl-Architektur und den Studierenden? Der Fotograf hat seine Arbeit im Stile einer wissenschaftlichen Versuchsanordnung konzipiert, denn er machte sich auf die Pirsch, um die Uni zu beobachten. Die Bilder wirken so, als ob sich Mette leise angeschlichen hat, die Deckung von Geländern, Regalen und Grünpflanzen nutzend, um nicht zu stören und besonders authentisch wirkende Impressionen aus dem geheimnisvollen Innenleben der Universität Bielefeld zu bekommen. Es wird gelernt, gelesen und geforscht, oft scheint es, dass vereinsamte Streber ganz allein auf sich gestellt sind. Bildung als harte Arbeit, das ganze Studium eine einzige spaßfreie Zone? Wo ist der Geist der Achtundsechsziger geblieben, das Feuer von Reform und Revolte?

Mettes im frequenzmodulierten Raster brillant gedruckten, quadratischen Schwarzweißfotos lassen vieles offen. Sie liefern eine subjektive Interpretation dafür, was Bildungsbetrieb heute sein kann. Auf dem Schutzumschlag sieht man das doppelte Spiegelbild des Fotografen an einem Eingang des Universitätsgebäudes – soll man etwa froh sein, durch so eine Tür nie wieder gehen zu müssen?