Russland ist weit, Russland ist fremd, die Heimat wird fremd. Die Erinnerung verschwimmt. Ein russischer, jetzt in Leipzig lebender Fotograf zeigt, wie es dort für ihn aussah. Babuschkas schrundige Beine, Bäume in der Taiga, hübsche junge Frauen, heruntergekommene Datschen mit zerschlissenem Mobiliar, irgendwelche Provisorien, alte Leute, zwischendurch immer wieder Beerdigungsszenen und Grabkreuze, und das alles in einem traumhaften Licht, das die Farben so richtig aufglühen lässt. Lebensfreude und Melancholie, darum geht es, das bleibt. No direction home, kein Weg nach Hause, es gibt keinen Weg zurück? So sang es auch schon Bob Dylan. Der Betrachter bezweifelt das, der Fotograf wiegelt ab: „Ich weiß nichts“, so beschließt Multitalent Krementschouk sein Vorwort. Er wurde in Russland als Ikonenrestaurator und Dirigent ausgebildet, studierte Slawistik in Deutschland und hat anscheinend mit einem Wechsel zur Fotografie seine Bestimmung und seine Heimat gefunden. Die dem Buch zu Grunde liegende, kraftvolle und zugleich poetische Arbeit war beim Wettbewerb „Gute Aussichten“ erfolgreich, das Buch gewann den Deutschen Fotobuchpreis in Silber. Zu Recht.
- Titel: No Direction Home
- Untertitel:
- Bildautor: Andrej Krementschouk
- Textautor: Boris Mikhailov
- Herausgeber:
- Gestalter:
- Verlag: Kehrer
- Verlagsort: Heidelberg
- Erscheinungsjahr: 2009
- Sprache: deutsch, englisch, russisch
- Format:
- Seitenzahl: 120
- Bindung: illustriertes Halbleinen
- Preis: 40 Euro
- ISBN: 978-3-86828-056-2
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