„Für sensible Fotografie“

Wohl dem Fotografen, der Schweizer ist. Denn dort gibt es die Möglichkeit, sein Lebenswerk bei der Fotostiftung Schweiz archivieren zu lassen. So wurde jetzt der fotografische Nachlass von Kurt Blum (1922-2005) aufgearbeitet und in einer Ausstellung in Winterthur vorgestellt. Dem Buch zur Ausstellung mit den Arbeiten des nie um ungewöhnliche Bildlösungen verlegenen Fotografen liegt ein kleines rotes Lesezeichen bei, das einem Werbezettel Blums nachempfunden ist und dessen „sensible Fotografie“ empfiehlt.

Blum war ein Fotograf, der schnell internationales Aufsehen erregte und von Otto Steinert zur Ausstellung subjektive fotografie eingeladen wurde. 1959-1961 erschien in vier Sprach-Ausgaben und je zwei Auflagen sein immer noch ziemlich unbekanntes Hauptwerk, ein Buch über eine Stahlfabrik in Genua. Dieser Band gehörte eigentlich in den Kanon der wichtigsten Fotobücher… Das deutet sich bereits in der Bildstrecke für das entsprechende Kapitel in der Monografie an. Es ging Blum nicht um das pedantische Aufzeigen von Produktionsabläufen, sondern um das Vermitteln der Atmosphäre in einem düsteren, archaischen Betrieb der Schwerindustrie.

Die Aufsätze und Bildkapitel in der Monografie listen die Ausstellungen und Veröffentlichungen, behandeln die Biografie des Fotografen und beleuchten einzelne Werkgruppen näher wie Künstlerportraits, Theater- und Bühnenfotos, Stahlwerk, Experimente. Die Themen Stadt und Firmenschriften sowie das umfangreiche filmische Schaffen erschließen sich beiläufig und erhielten keine eigenen Abhandlung. Das in zwei Auflagen (1965 und 1974) erschienene, durchaus bemerkenswerte Buch über die schweizerische Kleinstadt Murten, in deren Nähe Blum später lebte, blieb leider ohne besondere Erwähnung. Macht nichts – es muss ja für neugierige Leser auch noch etwas zum Selbstentdecken übrig bleiben. Das als erster Einstieg gedachte Buch bietet jedenfalls dem für die Zukunft in der Fotostiftung Schweiz gesicherten Werk des Meisterfotografen einen adäquaten Auftritt.