Heidersbergers Wolfsburg

Heinrich Heidersbergers Name ist untrennbar mit Wolfsburg verbunden. Dort hatte er seit 1961 sein Atelier, dort ist bis heute sein Nachlass im Institut Heidersberger ideal untergebracht. 1963 erschien der Bildband „Wolfsburg – Bilder einer jungen Stadt“, der unter der Regie der Stadtverwaltung als repräsentatives Geschenk konzipiert wurde.Ergebnis war einer der bis heute sowohl in seinen Einzelbildern als auch in deren Abfolge gelungensten Bildbände der Zeit. Unpretiös und mit der Gabe des besonderen Blicks gesegnet schaut Heidersberger auf seine neue Heimat. Das Volkswagenwerk bestimmt den Rhythmus und die bauliche Struktur der damals erst 25 Jahre alten, modernen Stadt; Heidersberger verstand es, dies in lebendigen Bildern auszudrücken.

Das seinerzeit in 5000 Exemplaren in Kupfertiefdruck erschienene Buch ist längst zu einer gesuchten Rarität avanciert. Anlässlich einer großen Retrospektive (26.4.-21.9.2008) im Kunstmuseum Wolfsburg erschien ein Reprint, der den Namen wirklich verdient: Das Layout wurde einschließlich der Gestaltung von Einband und Schutzumschlag übernommen bzw. so genau wie möglich rekonstruiert, die Druckqualität der von einem Originalbuch gescannten Abbildungen (die originalen Druckvorlagen Heidersbergers sind verschollen!) entspricht annähernd der Version von 1963. Als kleine Besonderheit haben sich die Herausgeber erlaubt, einen späteren Änderungswunsch Heidersbergers zu erfüllen und ein Bild gegen ein anderes auszutauschen. Eine Textbeilage informiert über die editorischen Hintergründe zu diesem Klassiker des deutschen Städtebildbands und nur eine Information sucht man vergebens: Wer hat den einleitenden Text und die Bilderläuterungen geschrieben?

Das Buch über Wolfsburg gehört in fotografischer und gestalterischer Hinsicht zu den wenigen Spitzenwerken unter den vielen, oft nur Stereotypen bedienenden westdeutschen Städtebildbänden der Zeit um 1960. Gut, dass es jetzt wieder verfügbar ist.