Am weißen Strand von Irgendwo

Dass Fotografie nie eindeutig ist, muss nicht extra betont werden. Das Künstlerbuch Catalogue von Julian Faulhaber (* 1975) spielt mit der Ambivalenz des Fotografischen und ist selbst ambivalent. Bilder von „Modeshootings“, so heißt das wohl, wechseln ab mit menschenleeren Landschaften, Baustellen, hohe Zäune und durch Stacheldraht und schießschartenähnliche Fenster wehrhaft wirkende Architekturen, vielleicht in Israel. Catalogue könnte eine distanzierte, aber harmlose Beobachtung über Fotografen und Modelle sein, die gemeinsam an einem mediterranen Strand an Modeaufnahmen für die Firma XY arbeiten. Aber was ist schon Modefotografie? Geht es um die Präsentation von Kleidung, um schöne Stoffe und elegante Schnitte, geht es um Glamour, Style und Zeitgeist? Nimmt der Fotograf, nimmt die Fotografin noch wahr, was außerhalb der abgeschlossenen Welt der Models passiert? Bricht die Realität in die Künstlichkeit der Inszenierungen ein?

Faulhabers Fotobuch scheint davon zu handeln. Eigentlich ist es kein Buch, sondern ein klammergeheftetes, großformatiges Magazin. Zwischen den Bildseiten sind vier Blatt mit „Briefings“ für die Herstellung der Wunschbilder eingefügt, mit Formularen für Ausstattung der Models und Listen, die die Wünsche (fiktiver?) Auftraggeber widerspiegeln. Beim Titelmotiv ist das Kleidungsstück durch einen angeheftetes Etikett gekennzeichnet, man kann darauf die Buchstaben KAT wie Katalog oder Kategorie erkennen. Ironie? Wie sind die farbigen, überwiegend kleinformatigen „Modefotos“ zu verstehen, die aussehen, als ob sie in Pausen oder nach Schluss des eigentlichen „Shootings“ entstanden sind. Oder vermitteln diese Aufnahmen schon die gewünschte Ästhetik? Am Ende steht ein Text, den man durch seinen Verweis auf das gestalterisch Formale als Gebrauchsanweisung zur Betrachtung der vorausgegangenen Bildstrecke verstehen könnte. Aber zeigt Faulhaber nicht viel mehr als nur Ähnlichkeiten, Abhängigkeiten, Diskontinuitäten und Kontraste?