Traurige Tiere, gelangweilte Besucher

Klara Beck im Zoo

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Wer erinnert sich noch an Knut, den Eisbären, und den Aufruhr, den das Bärchen entfachte? Selbst der Herztod seines Pflegers war eine Meldung wert, sein bärenförmiger Grabstein ein Bild. Tiere und Kinder, das geht immer, lautet eine Binsenweisheit des Mediengeschäftes.

Fotobücher über Zoos oder über Zootiere gab es schon viele und wird es auch weiterhin geben, sodass es nicht einfach ist, diesem Genre eine neue Facette hinzuzufügen. Alfred Ehrhardt versuchte, in seinen Fotos aus Hagenbecks Tierpark den Zoo vergessen zu machen (Das Tier der Wildnis, 1949), Garry Winogrand zeigte die Interaktion von eingesperrten Tieren und den Besuchern (The Animals, 1969). Klara Beck interessierten weder prototypische Tierportraits noch witzige Begegnungen am Elefantengraben, sondern die Funktion des Zoos als „magischer Raum, der weder der Wildnis angehört noch der domestizierten Welt … auf der Schwelle zwischen Realität und Phantasie“ (S.12). Becks melancholisches, grautoniges Buch löst dieses Versprechen ein. Die Schwarzweißbilder von traurigen Affen, erschöpften Nashörnern und einsamen Pinguinen zeigen Tiere auf der Suche nach Aufmerksamkeit, Liebe und Zuwendung. So will es die Fotografin. Doch die Gehege, Aquarien und Käfige sind Bollwerke, die dem „Zurück zur Natur“ im Wege stehen. Die Besucher fotografieren, essen Eis, sind gelangweilt. Mensch und Natur, das passt nicht zusammen. Jedenfalls nicht im Zoo, so wie ihn Klara Beck fotografiert hat.

  • Titel: Zoo
  • Untertitel: 
  • Bildautor: Klara Beck
  • Textautor: 
  • Herausgeber: 
  • Gestalter: 
  • Verlag: Kehrer
  • Verlagsort: Heidelberg
  • Erscheinungsjahr: 2008
  • Sprache: deutsch, französisch
  • Format: 
  • Seitenzahl: 108
  • Bindung:  illustriertes Hardcover
  • Preis: 30 Euro
  • ISBN: 978-3-939583-84-4

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