Fast unsichtbar

Die Verlagsankündigung machte neugierig: Ein Fotobuch zu Angeboten im Darknet, dem Teil des Internets, der nicht von den normalen Suchmaschinen durchforstet und nur mit Spezialsoftware aufgesucht werden kann. Wie könnte man das in ein Buch umsetzen?

Giorgio Di Noto hat sich mit dieser klandestinen Sphäre beschäftigt und Bilder von dort in die gewöhnliche Welt der Fotobücher transferiert. Es soll um Angebote von Drogenhändlern gehen, die sich hinter solchen Fotos verbergen, Fotos, die „wahrscheinlich so programmiert sind, dass sie sich nach Erfüllung ihres Zwecks selbst löschen“ (Di Noto). Ob das nun wirklich so ist oder nicht: Allein das verspricht Spektakuläres! Das Buch wird in einer schwarzen Pappkassette geliefert, mit dabei eine kleine Taschenlampe, die ultraviolettes Licht ausstrahlt, mit dem man die mit bei Normalbeleuchtung unsichtbaren Druckfarben sichtbar machen kann. Denn ein großer Teil der Seiten im Buch scheint leer zu sein. Der andere Teil ist mit Abbildungen in lichten Grautönen bedruckt, die auch auf einem lose beiliegenden Übersichtsplan im Posterformat zu finden sind. Das Hantieren mit dem Speziallicht ist beim Blättern etwas umständlich, aber das Buch bleibt durch die besondere Form der Bindung offen liegen und kann dann problemlos mit dem UV-Lichtstrahl abgetastet werden. Das entspricht der Vorgehensweise, wie sie Drogenfahnder anwenden, um Rauschgiftverstecken auf die Spur zu kommen.

Hinter dem Buch steht also die Idee, die Realität der im Darknet verborgen gezeigten Bilder mit einem realen Fotobuch zu verquicken. Die gefundenen Bilder selbst bleiben rätselhaft bis unverständlich, was auch für die Verwendung von an sich perfekten Agenturfotos gilt, wie sie im Darknet für irgendwelche Angebote stehen. Zudem gibt es einige Sätze zu lesen, die aus Handlungsanweisungen für Käufer der Darknetware stammen könnten: „The less others know, the better.“ Das konspirative Konzept des ungewöhnlichen Buchobjekts geht also auf!

PS Hier finden Sie einen kleinen Film, in dem der Künstler selbst sein Buch vorführt.