Der amerikanische Fotograf Paul Shambroom (* 1956) begleitete „Meetings“ mit der Kamera, Sitzungen öffentlicher Gemeinde- oder Stiftungsräte. Die von den jeweils zuständigen Schriftführern geschriebenen, im Anhang von Shambrooms Buch abgedruckten Protokolle informieren über Anlass, Inhalt und Dauer der Zusammentreffen, auch darüber, dass ein Fotograf anwesend war. Dessen Fotos freilich vermitteln den Eindruck, als ob man den Gast im Laufe des Sitzungsgeschehens längt vergessen hatte. Shambroom wählte für sein Buch immer solche Bilder aus, die zu einer gewissen Leere in der Tagesordnung oder zu einem toten Punkt in der Diskussion zu passen scheinen. Die Versammelten zeigen sich oft müde und erschöpft, ob man so noch zu Entscheidungen finden wird? Die Kulissen der Sitzungssäle wechseln zwar, aber die Art der Darstellung (Querformat, Verzicht auf zusätzliche Lichtquellen) der zumeist wie in Leonardos Abendmahl an Tischen sitzenden, in dieser Konstellation frontal fotografierten Gruppen sorgt für eine Einheitlichkeit innerhalb der ganzen Serie. Dies mag einer konzeptionellen Strenge im Sinne Bernd und Hilla Bechers geschuldet sein, erinnert aber auch an August Sander, der das fotografische Portrait mit seinen Berufs- und Ständedarstellungen weit über das individuelle Bildnis hinaus zu einer künstlerischen Aussage weiterentwickelt hat.
Ein dezent gestaltetes und bestens gedrucktes Buch, dass man nicht nur Kommunalpolitikern und Vereinsvorständen zur Aufmunterung gönnen sollte!
- Titel: Meetings
- Untertitel:
- Bildautor: Paul Shambroom
- Textautor:
- Herausgeber:
- Gestalter: SMITH
- Verlag: Chris Boot
- Verlagsort: London
- Erscheinungsjahr: 2004
- Sprache: englisch
- Format:
- Seitenzahl: 40 Bilder plus Textanhang
- Bindung: Hardcover, Schutzumschlag
- Preis: ca. 50 Euro
- ISBN: 0954281381
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