Ein Last-Minute-Geschenk zum Fremdschämen

Kollege Gebhardt hat hier schon vor Monaten über die erste Version von Ulf Soltaus Gärten des Grauens über geschotterte und grotesk gestylte Vorgärten berichtet. Inzwischen ist der dritte Band speziell mit Weihnachtsmotiven erschienen. Ich war neugierig geworden, was sich dahinter verbergen mag und habe ihn mir gekauft. Bei der Lektüre habe ich mich freilich nur wenig amüsiert. Das Buch ist billig, trotzdem fest gebunden und sieht aus, als ob es schlecht gedruckt worden wäre. Das liegt wohl nicht an der günstigen Druckerei, sondern daran, dass etliche technisch und gestalterisch zweifelhafte Fotos wiedergegeben wurden, was nicht dem Konzept geschuldet ist. Es hätte also mehr bildbearbeiterischen und editorischen Aufwands bedurft, aber gut, es geht hier nicht um die Fotos an sich, sondern nur um die Motive. Die sind durchweg zum Gruseln, auch wenn das bildgestalterisch nicht immer unterstützt wird. Denn die Bilder wurden Textautor Soltau von irgendwelchen Leuten (Nachbarn?), die am Ende aufgelistet sind, zur Verfügung gestellt.

Die Mission des studierte Biologen Soltau ist es, Schottergärten zum Verschwinden zu bringen. Dazu müht er sich nach Kräften, Satire zu produzieren und witzig zu sein, auf dass selbst der miesepetrigste Ordnungsfanatiker das Monströse und Absurde der Weihnachtsdekorationen in den spießigen Vorgärten erkennen möge. Manchmal gelingen ihm treffende Kommentare, manchmal nicht. Die Texte wurden, wenn sonst kein Platz war, in weißen Rahmen in die Bilder eingeklinkt. Entsetzlich. Ergebnis ist also kein lakonisches oder subtiles Fotobuch, das der Empfehlung lohnt, sondern, wie es der Verlag ja auch selbst nennt, ein Geschenkbuch. Es taugt als Auslöser von Fremdschämen über die Peinlichkeiten anderer und ist die ideale Gabe für alle geschmackssicheren Immobilienbesitzer, die meinen, ihre Vorgärten wären immun gegen Entgleisungen solcher Art. Frohes Fest!