Ulrich Wüst international

Ulrich Wüst (* 1949) gehört inzwischen zu den ganz Großen unter den zeitgenössischen deutschen Fotokünstlern. Dabei ist sein Schaffen deutlich breiter angelegt als man angesichts der letzten Buchveröffentlichungen und der herrlichen Uckermark-Serien auf der documenta 14 (2017) meinen könnte. Es gibt also nicht nur die unverkennbaren, meist menschenleeren Stadtlandschaften und die skurrilen Architekturen von ihm, sondern auch Arbeiten mit Fundfotos und Archivmaterial, Experimente mit mit unscharf eingestellten Fotos oder Nachlassdokumentationen (letztere in Farbe!). Die neue, große Monografie des amerikanischen Kurators Gary Van Zante versucht, dem Fotografen einerseits in seiner Vielseitigkeit gerecht zu werden, andererseits Konzepte und Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten. Van Zantes Text ist dabei mit Abbildungen aus einer Vielzahl von frühen, raren Publikationen und Ausstellungskatalogen illustriert. Zur Kontextualisierung sind auch Beispiele von anderen Fotokünstlern beigegeben.

Der zweite Teil des Buches nehmen Wiedergaben von 16 Fotoserien aus der Zeit seit 1978 ein. Diese werden mit einem visuellen Gesamtüberblick aus dem Bestand wie von Wüst selbst archiviert bzw. präsentiert oder aus der Originalpublikation sowie einem erläuternden Text eingeleitet. Dabei sind auch einige bislang unveröffentlichte Arbeiten zu entdecken. Den Schluss des Buches bilden ein ausführliches Literaturverzeichnis sowie die vielen Fußnoten, die Van Zante als akribischen Rechercheur ausweisen. Das Buch ist komplett in Englisch, was einerseits schlecht für den deutschen Markt ist, andererseits aber beweist, dass Wüst längst über diesen hinausgewachsen ist und dass er als wichtigster Fotokünstler der Ex-DDR bei internationalen Experten, Sammler und Leser hohes Ansehen genießt.