Architekt und Foto-Auge

Wiederentdeckt: Fritz Block als Fotograf

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Fritz Block (1889-1955) war nicht nur ein erfolgreicher Architekt, sondern auch Fotograf. Nachdem er 1938 mit seiner Frau von Hamburg in die USA emigrieren musste, machte er aus seiner seit 1929 betriebenen Neben- eine Hauptbeschäftigung und verdiente seinen Lebensunterhalt mit der Lieferung von Diareihen.

Der Wechsel von Schwarzweiß hin zur Farbe steht für diese Umorientierung und wird in einer ausstellungsbegleitenden Monografie kongenial visualisiert. Dies fängt an mit dem Einband des Buches: Die Vorderseite matt in Schwarzweiß, die Rückseite hochglänzend in Farbe. Auch innen wird das mit der Montage von beschrifteten Rückseiten von Agenturabzügen und von gerahmten Dias auf dem vorderen bzw. hinteren Vorsatz sowie den eröffnenden bzw. das Buch abschließenden ganzseitigen Abbildungshighlights ähnlicher Sujets sozusagen als Vor- und Nachspeise deutlich. Block selbst tritt auf, gegenüber dem Innentitel den Betrachter freundlich anschauend, am Ende den Betrachter mit seiner Leica fixierend. Innen gibt es viele Beispiele von veröffentlichten Bildern, also Reproduktionen von Abzügen nebst Abbildungen von gedruckten Seiten aus Zeitschriften, letztere jeweils herausgehoben durch eine graue Rahmung.

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Roland Jaeger findet in seinen Aufsätzen für alle Werkgruppen von Block, gleich ob Architektur, Muscheln, Akrobaten, Brücken oder Reisereportagen, die passenden Kontexte, was nicht weiter verwundert, ist er doch Autor des maßgeblichen Werks über Architektenmonographien der Zwanzigerjahre (Block wurde 1925 mit einem Band der Reihe „Neue Baukunst“ gewürdigt). Jaeger ist zudem Hauptautor und Mit-Initiator des zweibändigen Werks Autopsie (2012 und 2014), ist also mit den deutschsprachigen Fotopublikationen der Zwischenkriegszeit bestens vertraut. Zudem gaben seine ausgedehnten Recherchen im Nachlass von Block ein stabiles Fundament für seinen Text. Der Anhang mit einer erstaunlich langen Liste von Text- und Bildpublikationen und einer Kurzbiographie rundet den im Übrigen üppig mit eindrucksvollen Bildbeispielen versehenen Band ab. Für den Rezensenten war es selten so schwer wie hier, drei oder vier Doppelseiten zur Illustration dieses Beitrags auszuwählen!

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Fritz Block hatte als Fotograf viel von der Avantgarde der späten Zwanzigerjahre gelernt und ist über die Vorbilder zu einem vielschichtigen, vor allem an der Moderne orientierten, eigenständigen Oeuvre gekommen. Fraglos war dessen Wiederentdeckung den von Jaeger betriebenen Aufwand wert. Es bleibt zu hoffen, dass der Architekt und Fotograf durch die auch in einer englischen Fassung vorliegende Monografie dauerhaft in der Diskussion gehalten wird. Was die Architektur angeht, wird die gewonnene Wertschätzung von Block hoffentlich dabei helfen, das vom Abbruch bedrohte „Deutschlandhaus“ in Hamburg, Blocks Hauptwerk und sein wichtigster Beitrag zur Architekturmoderne, als Kulturdenkmal ersten Ranges zu erhalten.

Nachtrag einer guten Nachricht im Dezember 2022: Durch die Unterstützung des Manfred Heiting Trusts (Los Angeles) konnte der wichtige Nachlass von Block für die Deutsche Fotothek (Dresden) und das Getty Research Institue (Los Angeles) erworben und gesichert werden.

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  • Titel: Foto-Auge Fritz Block
  • Untertitel: Neue Fotografie – Moderne Farbdias
  • Bildautor: Fritz Block
  • Textautor: Roland Jaeger
  • Herausgeber: 
  • Gestalter: Peter Nils Dorèn und Roland Jaeger
  • Verlag: Scheidegger & Spiess
  • Verlagsort: Zürich
  • Erscheinungsjahr: 2018
  • Sprache: deutsch (oder englisch)
  • Format: 30,4 x 24,3 cm
  • Seitenzahl: 336
  • Bindung: Illustriertes Halbleinen
  • Preis: 85 Euro
  • ISBN:  978-3-85881-531-6 (deutsch); 978-3-85881-789-1 (englisch)

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