Büroalltag in Zeitlupe

Das Büro lebt – aber in Zeitlupe! Abseits von dort die Stunden verbringenden Menschen tut sich etwas: verwelkte Blumen stehen herum und verlieren Blätter, Frühstücksdosen warten auf ihren Einsatz, Urlaubsgrüße und verblichene Notizzettel hängen seit Jahren an der Pinnwand, irgendwo zwischen Computer und Aktenordner liegen vergessene Maskottchen oder angegammelte Pausenfrüchte herum… Die Kollegen sind genervt, müde, laufen hin und her oder sehen aus dem Fenster. Träge und zäh fließt der Büroalltag dahin mit dem Nahziel Feierabend, der rettenden Insel Wochenende und der Erlösung Urlaub.

John Pilson hat während seiner Beschäftigung bei einer Investmentbank in Manhattan und während seiner Arbeitszeit die Kamera mitgenommen, um in wundervoll grauen Bildern dem Büroalltag eine ästhetische Qualität abzuringen. Ergebnis sind lakonische Stillleben, die zwischen bleierner Schwere, melancholischer Unentschlossenheit und surrealem Witz changieren. Der Buchtitel Interregna steht für unentschlossene Zwischenzeiten, für Stille im Getriebe des Büros.

Das Buch ist für alle, die leidvolle Erfahrungen im Umgang mit Büros und Behörden gesammelt haben, ein Vorurteile bestätigender Blick in eine fremde, eigenartig geregelte Welt. Die Angestellten werden niemals verstehen, warum Pilson dort fotografiert hat. Nachdem sie ihren Chef gefragt hatten, ob ihr damaliger Kollege dazu eine Genehmigung hätte, werden sie sich garantiert nicht weiter um das Treiben des Künstlers geschert haben, denn man hatte ja allemal Wichtigeres zu tun.

PS Stromberg lässt grüßen.