Es geht bergab

Immer wichtiger: Fotos für die Pressfreiheit

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Fotos für die Pressefreiheit ist im eigentlichen Sinne kein Fotobuch, wie wir es in unserem Blog definieren: Nämlich als ein eigenständiges Fotomedium, das hohe buchkünstlerische Ansprüche erfüllt oder erfüllen möchte. Das seit 1994 von der Organisation Reporter ohne Grenzen herausgegebene Kompendium im Magazinformat lenkt den Blick jährlich auf Länder, in denen die Pressefreiheit Schaden nimmt, sei es durch offene Zensur, Bedrohung von Leib und Leben von Medienleuten, sei es durch Verleumdung und Repressionen von Staatsorganen oder durch offene Einflussnahme von Konzernen und Mächtigen. Reporter ohne Grenzen vergleicht und dokumentiert die Situation der Pressefreiheit in 180 Ländern. Immer mehr Landmassen färben sich schwarz (= sehr ernste Lage: u.a. China, Saudi Arabien, Kuba) oder rot ein (= schwierige Lage: u.a. Russland, Türkei, viele afrikanische Staaten). Auf dieser Karte existiert nur ein äußerst geringer Teil mit weißen Flächen (= gute Lage). Zu letzteren zählen Deutschland und – erstaunlicherweise – die Bananenrepublik Costa Rica. In demokratischen Staaten wie USA und Kanada ist die Lage gerade mal zufriedenstellend, wie auch in Australien, Frankreich oder Spanien.

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Trotz des hohen Informationsgehalts, auf den es hier vor allem ankommt, sind die Hefte sehr ansprechend gestaltet. Das Wort „Pressefreiheit“ auf dem Cover ist ausgestanzt. Darunter lugt ein Foto des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan hervor. Die Schweizer Broschur, bei dem sich die Seiten glatt aufschlagen lassen, gibt dem preiswerten Heft eine edle Anmutung. Klappt man es auf, fällt der Blick auf ein ganzseitiges Foto mit einem gigantischen Transparent zu Erdogans Verfassungsreferendum an einer Hochauswand bei Sonnenuntergang. Damit wird auf sehr originelle Weise auf einen der größten Feinde der Pressefreiheit weltweit hingewiesen.

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Ansonsten wechseln sich bebilderte Länderinformationen mit längeren Fotostrecken zu bestimmten Aspekten in verschiedenen Ländern ab, die alle eine eigene Handschrift aufweisen. So lenkt die aktuelle Ausgabe den Blick auf das wirtschaftliche Elend und die Gewalt in Venezuela (Fotograf: Alejandro Cegarra) oder die ausbleibenden Touristen in den Urlaubsregionen der Türkei und die daraus resultierende Folgen für die Bevölkerung (Emin Özmen). Weiter geht es um den Krieg in Syrien (Mohammed Bedra), verwaiste Grenzregionen und ihre Bewohner in Lettland und Georgien (Alija Bley und Daro Sulakauri). Oder es wird erkundet, wie das Radio in Ruanda Versöhnung stiften will (Anoek Stekete) und zeigt die Frauen der japanischen Mafia (Chloe Jafe).

Es wäre zu schön, würde das Heft in Zukunft überflüssig. Aber in Wirklichkeit wird alles immer schlimmer und die kontinuierliche Dokumentation des Niedergangs der Pressefreiheit leider immer nötiger.

  • Titel: Fotos für die Pressefreiheit 2018
  • Untertitel: 
  • Bildautor: diverse (Samuel Aranda, Mohammed Badra, Fatemeh Bahrami, Xiomara Bender, Aija Bley, Alejandro Cegarra, Xavier Cervera, Andreas Herzau, Chloe Jafe, Lynn Johnson, Hamad Mohammed, Paul-Ruben Mundthal, Emin Özmen, Trevor Paglen, Baz Ratner, Marko Risovic, Anoek Steketee, Daro Sulakauri, Furkan Temir, Lorenzo Tugnoli)
  • Textautor: (diverse)
  • Herausgeber: 
  • Gestalter: KoeperHerfurth
  • Verlag: taz Verlags- und Vertriebs-GmbH
  • Verlagsort: Berlin
  • Erscheinungsjahr: 2018
  • Sprache: deutsich
  • Format: 28 x 21,5 cm
  • Seitenzahl: 98
  • Bindung: Schweizer Broschur, Fadenheftung
  • Preis: 14,80 Euro
  • ISBN: 978393683713

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