La Promenade de König Immerlustik

Ein Klassiker von Gunter Rambow

Rambow1968_b

Glanz und Elend der kurhessischen Franzosenzeit wird derzeit (= 2008) in Form einer aufwändigen Landesausstellung im Kasseler Fridericianum gewürdigt. Da wollen auch wir nicht abseits stehen und unseren Beitrag leisten.

Es gab einmal ein vom Titel her sehr passendes, großformatiges, textloses Fotobuch von Gunter Rambow: La Promenade de König Immerlustik, erschienen 1968 in Rambows eigenem Verlag Kohlkunstpresse. Die sexuelle Revolution war schon so weit fortgeschritten, dass dieses Werk möglich war. Rambow, später Grafik-Professor in Kassel, übertraf die gesetzte Marke 1970 locker, und zwar mit dem sogar von Parr und Badger gewürdigten Klassiker Doris – aber das ist ein ganz anderes Thema.

1968 folgt der Betrachter der Promenade eines entblößten Frauenhinterns. Die Frau selbst ist nie zu erkennen. Sie steht immer so gebückt, dass das Gesäß mondgesichtsartig aufleuchtet. Die ca. 150 ganz- oder doppelseitigen Fotos wurden bis auf die als Studiostillleben inszenierten Sequenzen am Anfang und Ende in subversiver Manier in aller Öffentlichkeit gemacht, mal an diskreten, mal an prominenten Locations: im Kasseler Bergpark, in den Räumen und Plätzen der 4.Documenta mit Kunstwerken im Hintergrund, im Feld und auf Wiesen, in einem abbruchreifen Fachwerkhaus. Die arme Frau! Sie musste morgens im Nebel auf der für die Weltkunstausstellung genutzten Wiese vor der Orangerie posieren oder im zugigen Herkules-Oktogon auf über 500 m Höhe über N.N. – alles im Dienste der Kunst. Voyeure kommen allenfalls auf ihre Kosten, wenn sie speziell an dieser rückwärtigen Körperregion interessiert sind. Heimatfreunde werden sich auch nicht recht erwärmen können, sind doch die nordhessischen Motive immer nur angedeutet und stehen eben nicht im Mittelpunkt. Rambow geht es nicht, wie Bernd und Hilla Becher, um eine Typologie gleichartiger Objekte, sondern um die Wirkung veränderter Umgebungen auf das immer gleiche Hauptmotiv. So ist auch aus diese ganz ohne Hochöfen und Fördertürme auskommende Serie ein Beispiel für konsequentes und systematisches Vorgehen. Der Reiz von Rambows Buch liegt in der wohl kalkulierten Überschreitung von Konventionen, in einer Gratwanderung zwischen erotischer Provokation und naiver Unschuld. Bis heute besticht das unvergängliche Werk durch seinen durchtriebenen Witz.

1969 kam noch eine Variation der Serie auf den Markt: Marienerscheinungen in Kurhessen. Dieses ebenfalls völlig textlose Buch ist viel kleiner und dünner als der Vorgänger, die Auswahl und Anordnung ist verändert und es gibt ein richtiges Abschlussbild: Ein Fotograf – es ist Rambow selbst – hält die Nikon im Anschlag und ist, genießerisch verzückt, in Untersicht zu sehen. Der Fotokünstler zeigt sich als großzügiger König Immerlustik, der das ästhetisch darbende Volk an seinen Pläsiers teilnehmen lässt. Merci!

  • Titel: La Promenade de König Immerlustik
  • Untertitel: 
  • Bildautor: Gunter Rambow
  • Textautor: 
  • Herausgeber: 
  • Gestalter: 
  • Verlag: Kohlkunstpresse
  • Verlagsort: Frankfurt
  • Erscheinungsjahr: 1968
  • Sprache: deutsch
  • Format: 
  • Seitenzahl: 
  • Bindung: Softcover
  • Preis: 
  • ISBN: 
  • Titel: Marienerscheinungen in Kurhessen
  • Untertitel: 
  • Bildautor: Gunter Rambow
  • Textautor: 
  • Herausgeber: 
  • Gestalter: 
  • Verlag: Olympia Press
  • Verlagsort: Darmstadt
  • Erscheinungsjahr: 1969
  • Sprache: deutsch
  • Format: 
  • Seitenzahl: 
  • Bindung: Leinen, Schutzumschlag
  • Preis: 
  • ISBN: 

Eine Antwort zu La Promenade de König Immerlustik

  1. Pingback: Marienerscheinungen in Kurhessen | kasseler fotobuchblog